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Dies ist Version 2 vom 21.06.2000. Die Bilder sind überarbeitet und geschrumpft. Außerdem habe ich die Textpassage nach Delfi verständlicher geschrieben.
Hier meine Fahrkarte: (Die ganze Liste mit allen Einträgen gibt es hier)
Hier treffe ich Flemming und Xenia aus Dänemark , die genau wie ich, Italien und Griechenland abklappern wollen. Deren nächste Station ist allerdings Venedig und ich habe ja schon die Reservierung im Liegewagen nach Rom. Gegen 22:30 geht der Zug nach Bologna weiter. In meinem Abteil stoße ich auf Andrea, Michael, Michael und Peter die Radfahren wollen in der "Emilia Romana". Sie sind alle um die 30 Jahre alt und machen jedes Jahr so eine Tour. Wir schnacken noch sehr lange, deshalb erwache ich nach einer sehr kurzen Nacht gegen 5:30 am Dienstag, dem 19.07.99 (2. Tag) in Bologne/Bologna .
Da ich keine Lust habe, lange zu warten, lege ich 15.000 Lire (15,- DM) auf den Tisch und bezahle den IC-Zuschlag (so kann ich die ausländischen Sonderzüge auch mal testen). Am Bahnhof schlafen ca. 15 Rucksackreisende auf dem Fußboden verteilt im ganzen Bahnhof. Im Warteraum liegen auch jede Menge Rucksäcke unbewacht herum. Also so schlimm kann das mit dem Klauen nicht sein.
Jetzt im IC sitze ich mit 3 Italienern zusammen. Bis Rom sind es noch 413 km. Eins meiner vielen Sonnencremes ist ausgelaufen. Aber Dank der vielen Plastiktüten ist der Schaden wahrscheinlich und hoffentlich nicht allzu groß. Der Italiener an sich trägt immer Sonnenbrille und Handy.
Um 11:09 Uhr laufe ich bei 30°C und strahlendem Sonnenschein in Rom/Roma ein. Na ja, es ist ein bisschen diesig - wahrscheinlich ist es der Großstadt-Smog. Um 12.40 Uhr habe ich mein Zimmer im 4. Stock in einer kleinen umgebauten Wohnung bezogen. 30000 LIT die Nacht. Mal sehen, ob ein Frühstück dabei ist.
In der ersten Herberge wo ich war, war das der Fall, aber leider war sie voll. Wenigstens kann ich jetzt die Sachen sauber waschen, die mit Sonnencreme beschmiert sind., und ich kann mir den Vogelschiss herauswaschen aus der Hose. Wenn ich die Sau erwische !!!! Ansonsten habe ich noch kein Pech gehabt (was für mich ja typisch ist) und Vogelscheiße soll ja Glück bringen. Danach geht es dann sofort in die Stadt. Ich habe auch sofort das Colosseum gefunden (obwohl in dieser Stadt nicht sehr gut ausgeschildert ist) und habe in seinem Schatten sofort die ersten Karten geschrieben und etwas gegessen und getrunken. Ansonsten bin ich ratzefertig (wovon eigentlich?).
Am Nachmittag habe ich erst einmal geduscht und habe 3 Stunden geschlafen. In der Abenddämmerung habe ich noch eine Tour durch Rom gemacht. Ich weiß gar nicht, wie all die Gebäude heißen, aber es ist überwältigend. Wie haben die damals nur so hohe Gebäude errichten können? Leider habe ich meinen Fotoapparat vergessen. Bei McDonalds am Piazza Venezia habe ich dann den großen unabhängigen McDonalds-Test gestartet. Gegen 23.00 Uhr bin ich dann ins Bett gegangen und habe bis 9.00 Uhr geschlafen.
Die beiden Mexikaner kamen in der Nacht noch kurz ins Zimmer um ihre Rucksäcke abzuholen und von da an, habe ich sie nicht mehr gesehen. Zwei Franzosen beziehen in der Nacht noch das Zimmer. Am Dienstag, dem 20.07.99 (3. Tag) wache ich also mit den beiden Franzosen auf. Der eine kommt aus Lyon, der andere aus Paris. Sie wollen heute noch nach Brindisi um nach Griechenland durchzustarten. Gegen 10.00 Uhr bin ich mit der Metro (Tagesticket 6000 LIT) zum Colosseum gefahren, wo ich dort weitermachen möchte, wo ich gestern Nachmittag aufgehört habe. Am Forum Romanum ist alles voller Touristen. Zum Glück habe ich ein kleines schattiges Plätzchen gefunden, wo ich mich ein wenig ausruhen kann.
Am Piazza Venezia steht ein riesiges Gebäude. Mal sehen ob ich herausfinden kann, wie es heißt. (Komisch, am Piazza Venezia gibt es keine Pizza und von Venedig fehlt auch jede Spur.) Das Panteon ist enttäuschend. Außer einem Loch in der Decke ist es sehr langweilig. Aber es ist schön kühl hier. Ich werde wohl noch ein wenig in seinem Schatten verweilen, um ein paar Postkarten zu schreiben. Nein, daraus wird nichts, denn da sehe ich Eric & Sebastian (die beiden Franzosen) und wir laufen den ganzen Tag, wie die anderen Touristen durch Rom. Mit Sonnenhut, Stadtplan und Fotoapparat: Petersdom, dessen Schloss, ein paar Kirchen, die spanischen Treppe (komisch, auf jedem Bild ist die Treppe mit Blumen zu sehen, aber in Wirklichkeit sind keine Blumen da).
Alles ist sehr warm und anstrengend. Wir sehen ein kreisrundes Gebäude, was vermutlich ein Wasserspeicher ist. Der Eintritt ist frei. An anderer Stelle in Rom ist ein ähnliches Gebäude, wo sie Eintritt nehmen wollten. Die spinnen, die Römer. Gegen 17.00 Uhr trenne ich mich von den beiden und gehe zurück zum Hotel um zu duschen und um meine Sachen zu waschen (ich glaube, die Hose ist morgen noch nicht trocken, aber egal).
Ansonsten habe ich meinen Zettel mit den Geheimnummern verloren, und bei den Zahlen, die ich im Kopf habe, funktioniert das Geldabholen nicht. Na ja, ich habe ja noch Visa und EC-Checks. Irgendwie geht es schon weiter.
Im Zimmer gegenüber nimmt gerade jemand Gesangsunterricht - jetzt ist es wohl vorbei mit dem schlafen. Ah, da erreichen mich zwei Zimmerteiler. Mary & George aus den USA. Sie wollen auch nach Griechenland, waren aber schon in Florenz, Paris und London. Die beiden haben also schon einige hinter sich. Sie haben sich einen Stapel Leonardo-Da-Vinci-Postkarten gekauft und diskutieren darüber welches die schönste Karte ist und warum. A-ha also kleine Kunstexperten. Tja, und weil es nicht so spannend war, bin ich auch dabei eingeschlafen und bin erst wieder wachgeworden als ein weiteres Pärchen mein Zimmer betrat. Sie kamen aus Dänemark und waren auf dem Weg nach Hause. Sie haben aber nur eine Italienrundreise gemacht und morgen geht ihr Flieger.
Nach so viel Schlaf. Erwache ich am Mittwoch, dem 21.07. (4. Tag) natürlich fit. Schnell noch Wasser und Kekse gekauft (hmmm, wie lecker)., noch Geld getauscht (mit Visa kommt man hier echt weiter), und ab zum Bahnhof. In Terni ist schon ganz schön bergig und es ist ja noch ein Stück bis in die Abruzzen.
Schade, jetzt habe ich gar keine Fotos gemacht von den Rollerfahrern in Rom. Die versammeln sich immer vor den Autos bei einer roten Ampel, und dann, wenn keiner fährt, geben Sie alle Gas, egal ob sie selber noch rot haben. Dabei handelt es sich um Gruppen 5 bis 20 Fahrer (gesehen am Colosseum). Sieht witzig aus.
Ansonsten bin ich heilfroh, aus der Großstadt heraus zu sein. Eine wunderschöne Zugfahrt durch die Abruzzen beginnt. Schöne hohe Berge, tiefe Täler und Bäche und Flüsse wo man noch glasklares Wasser und bis auf den Grund sehen kann. Echt geil. Teilweise liegen Dörfer in den verschachtelten Tälern. Sieht echt toll aus. L'aquila hat außer einer Parkbank im Schatten, wo ich eine Stunde geschlafen habe, nichts zu bieten. So nehme ich den nächsten Zug nach Sulmeno, um Griechenland noch näher zu kommen. Die Zugfahrt bis Sulmeno ist wundervoll. Es geht in dem gleichen Stil weiter, wie der erste Teil der Fahrt.
Wenn ich noch einmal in diese Gegend komme, dann steige ich in Acciono aus. Dort läuft einer dieser Bäche direkt am Bahnhof entlang. Es lädt also zum campen ein.
Einen Bahnhof vor Rom finden wir auf der Karte endlich, wo wir sind. Eigentlich wollte ich ja den späteren Bummelzug nach Pescara nehmen, aber Klaus wollte ja unbedingt den IC nehmen. Seinetwegen sitze ich nun im falschen Zug - aber egal. Jetzt ist es allerdings zu spät zum aussteigen. Es ist schon dunkel geworden, und die kleinen Dörfer, die noch in den Abruzzen liegen, sehen im dunkeln gar nicht so einladend aus, wie bei Tage.
Die letzte Station (Rom) erreichen wir nach einer Stunde. Hier fährt kein Zug mehr nach Pescara. Also gehe ich mit Klaus zu McDonalds. Dann fahren wir beide in den Süden. Der Zug fährt bis in die Spitze des Stiefels. Klaus bleibt im Zug sitzen, ich steige in Neapel/Napoli aus.
Hier ist es jetzt 1:30 Uhr und im Zentrum sind immer noch 30°C. Trotzdem ist die Luft sehr angenehm. Auf der Anzeige kann ich sehen, dass schon Donnerstag der 22.07.99 ist (5. Tag). Ich habe allerdings noch nichts gefunden, wo ich die Nacht verbringen kann. Also streune ich so ein bisschen durch die Innenstadt. Teilweise ist es ganz schön dunkel und unheimlich hier. In 2 Stunden fährt der erste Zug. Vielleicht geht ja auch etwas nach Brindisi. Nein - nichts. Also versuche ich, nach 2 stündigem wegnicken im Wartesaal, unterbrochen von ein paar Rundgängen, meinem Ziel langsam näher zu kommen.
Über Umwege schaffe ich es, um 8 Uhr in Benevento zu sein. Diese Station liegt zwischen Ost- und Westküste. Hier angekommen, stelle ich fest, es fährt kein „normaler“ also Zuschlagsfreier Zug in den Osten. Naja, dann werde ich den legendären italienischen Eurostar mal testen. Für 300 km (soviel ist es noch bis Brindisi) wollen sie 23000 LIT haben. Mal sehen, ob er mit dem deutschen ICE mithalten kann. Hmm, den bin ich ja noch nie gefahren (OK, von Kassel nach Wilhelmshöhe, aber das waren ja immer nur 5 Minuten).
Gegen 14.00 Uhr erreiche ich pünktlich Brindisi. Der Zug ist Käse. Er hält an jeder Milchkanne. Der einzige Vorteil ist, dass die Klimaanlage schön ruhig läuft. Ansonsten ist kein Unterschied zu den Bummelzügen festzustellen, außer, dass er sie vorbeilassen muss. Irgendwie haben sie hier die falschen Prioritäten.
In Brindisi kann ich mich erst mal in Ruhe um die Fähre kümmern. Es sind eine ganze Menge Linien, die nach Griechenland fahren, aber ich brauche ja die HML. Die Füße tun mir sau weh, und dass, obwohl ich den ganzen Tag Barfuß (also nur in Socken) gefahren bin. Auch habe ich 23,- DM und einen Badetag in Brindisi verloren. Trotzdem bin ich immer noch voller Optimismus.
Ich traue mich kaum es meiner Ma zu sagen: Nächstes Jahr wieder!!
Gegen 15.30 Uhr konnte ich dann bei HML meine Hafengebühren (12000 LIT) bezahlen und mich um meine Verpflegung (Wasser + Kekse) kümmern. Außerdem habe ich schon ein paar Drachmen getauscht. Dann habe ich mich in den Park von Brindisi gesetzt, den man auf jeder Interrail-Tour im Internet sehen kann. Dort war allerdings nicht viel los, so dass ich später zum Hafen gegangen bin, um mir die Schiffe anzusehen. Hier ist auch schon mehr los. Die ganzen einheimischen Älteren fahren mit ihren Mofas herum.
Gegen 19.00 Uhr fing dann ein kleines Motorboot an, die ganzen Leute, die am Kai standen, auf die Fähren zu verladen. Alles ging sehr chaotisch zu, da er abwechselnd 3 Fähren anfuhr. Hier treffe ich ein australisches Ehepaar, dass richtig in Panik gerät, weil es Angst hat, auf die falsche Fähre verschifft zu werden. So schlimm ist das doch gar nicht, denn immer wenn das Boot zurückkommt, sind ein paar Leute drauf, die falsch waren.
Die Fähre ist riesig. Was da an LKWs und PKWs unter Deck steht, ist schon fast unvorstellbar. Weil ich für die Karte nichts bezahlt habe, muss ich mir einen Platz an Deck suchen. Ich finde auch schnell eine Kiste mit Rettungswesten, die als mein Bett für diese Nacht herhalten muss.
Hier lerne ich Dave kennen. Wir standen schon zusammen im Hafen, als wir auf unser Zulieferboot warteten. Er ist aus Kalifornien und spricht, wie nicht anders zu erwarten, dieses schmierige Englisch. Er war ein Jahr in Frankreich und in seinem letzten Monat will er noch mehr von Europa sehen. Er fährt extra alleine um noch mehr Leute kennen zulernen und weil er dann, wie ich, keine Kompromisse eingehen muss.
Das Bett neben mir wurde von einem römischen Gitarrenspieler in beschlag genommen. Da er anfängt zu spielen, versammeln sich immer mehr Leute um uns herum. Ein Pärchen aus Kanada, weitere Italiener, eine Holländerin und noch zwei Kalifornierinnen (jaja, die Welt ist klein und Kalifornier sind überall). Es herrscht richtig Lagerfeuerromantik auf Deck. Die hält allerdings nicht sehr lange an, denn gegen 21:30 Uhr wird es windig und kalt. Und ich meine richtig windig. Wellen bleiben allerdings aus. So verziehen sich fast alle, da sie Kabinen gebucht haben.
Die sollen (laut Dave) richtig luxuriös eingerichtet sein: richtige Betten (keine Kojen), Sofa, Tisch, Klimaanlage. Das alles für 50000 LIT, da kann man nichts gegen sagen. Dave verabschiedet sich von mir, denn er will in Korfu von Bord und will noch etwas von seiner Kabine haben.
Ich schlafe auch sofort ein. Nachts werde ich wach von einer Durchsage, dass wir in Korfu sind. Es ist 2:30 Uhr. Kann aber auch sein, dass ich es nur geträumt habe. Da hat sich Daves Kabine ja nicht gelohnt. Gegen 6:30 Uhr werde ich dann wach bei diesigem Sonnenschein und starkem Wind am Freitag, dem 23.07.99 (6. Tag) auf.
Ich sehe den Sonnenaufgang und ein paar Berge vorbeiziehen. Das muss wohl noch Albanien sein. Ich bin der einzige hier oben auf Deck, alle anderen haben sich auf die unteren Decks verteilt oder sind schon von Bord gegangen.
Gegen 7:30 Uhr kommen die ersten wieder nach oben, weil die Sonne hier trotz des Windes schöne Wärme verbreitet. Bei einem Rundgang über das komplette Schiff, bestätigt sich, dass 1. 50% der Passagiere das Schiff verlassen haben und 2. wir wirklich um 2:30 Uhr schon in Korfu waren.
Gegen 9:30 Uhr bin ich dann ein Stockwerk tiefer gegangen, weil die Sonne zu stark wird. Ich habe auch keine Lust mich einzucremen, denn ich kann den Geruch der Sonnencreme nicht mehr riechen. Alles stinkt danach.
Hier treffe ich auch die beiden Australier wieder, die im Hafen so in Panik geraten waren. Sie kommt gebürtig aus Hamburg und kann noch sehr gut deutsch sprechen. Er spricht allerdings nur englisch. In Patras haben wir dann gegen 15:00 Uhr zusammen die Fähre verlassen.
Der Bahnhof hier, der direkt am Hafen liegt (das ist gut bei dem heißen Wetter), hat ganze 2 Gleise. Das 2. wird aber auch nur benutzt, wenn 2 Züge gleichzeitig einlaufen sollten. Züge ist gut, es sind doch nur Straßenbahnen. Eigentlich müsste ich 2 Stunden auf den Zug warten, aber komischerweise trifft gerade einer ein. Komisch, der letzte sollte doch schon vor 2 Stunden fahren. Sollte mir das zu denken geben ?
Im Zug treffe ich auf eine Gruppe von Dänen und Deutschen. Interessanterweise werden hier die Schranken noch mit der Hand gekurbelt. Stark. Sie wollten (die Gruppe), genau wie ich, nach Olympia. Allerdings meinten sie, dass der Zug heute nicht mehr bis Olympia fährt. Also fahre ich mit ihnen nach Kato Ahia wo ein Campingplatz liegt.
Wir sind jetzt ca. 20 km westlich von Patras entfernt und liegen direkt am Meer. Also schlagen wir sofort die Zelte auf und gehen schwimmen. Das Meer ist warm aber trotzdem noch erfrischend. Das 1. mal im Wasser (Rekord). Schade nur, dass der Strand einen so groben Kies hat, denn so ist es sehr schmerzhaft ins Wasser zu gehen.
An den Zelten angekommen, wasche ich, wie die anderen auch, meine Sachen und dusche erst einmal. Die längste Zeit ohne Dusche (Rekord). Das wurde aber auch Zeit. Es klebte alles und man konnte sich den Dreck schon so immer vom Körper abrubbeln. Ich glaube aber nicht, dass ich gestunken habe. Zumindest hat sich keiner beschwert.
Auf dem Campingplatz treffe ich auch eine Gruppe Engländer wieder, die ich auf der Fähre getroffen habe. Allerdings habe ich sie von da an auch nicht wieder gesehen. Gerhard (aus Frankfurt, Psychologiestudent), Alexander (aus Mainz, Ex-Zivi) und Annette (auch aus Mainz, Musikstudentin) wollen draußen schlafen. (Die 3 kennen sich schon von der Schule her. Gerhard ist aufgrund seines Studiums nach Frankfurt gezogen.) Als wir beim Kochen unseres Abendessens eine wirklich fette Ratte sehen, die auf dem Campingplatz ihre Runden zieht, ziehen die 3 es doch vor, in einem Zelt zu schlafen.
Zu der Gruppe gehören noch Jule und Susann aus Leipzig. Die beiden haben gerade ihr Abitur gemacht. Das dänische Pärchen (deren Namen ich noch nicht weiß) schließen die Runde ab.
In der Bar, wo es noch einen Begrüßungscocktail gibt (einen Ouzo), erfahre ich, dass die beiden Dänen Schwimmer sind. Sie ist Platz 12 in Dänemark und er auf der 9 (beide Schmetterling). Gerhard hat die Nacht dann bei mir im Zelt verbracht. Ich bin, als wir um 1 Uhr in die Schlafsäcke gekrochen sind, auch fix eingeschlafen.
Gegen 7:30 Uhr am Samstag, 24.07.99 (7. Tag) wache ich auf und kann in aller Ruhe beobachten, wie die anderen in Wallung kommen. Eigentlich könnte ich noch einen Tag hier bleiben, denn der Zeltplatz ist wirklich schön und schön gelegen. Aber außer dem Kiesstrand gibt es hier nicht viel zu sehen. Was auch für die weiterreise spricht, ist die Gruppe: das Leben hier ist viel einfacher. Man muss sich nicht um alles selber kümmern, sondern kann etwas der Pflichten verteilen. Ich habe sie telefonieren lassen, sie haben für mich gekocht (Nudeln mit Tomatensauce (nein, kein Ketchup)). Jetzt will ich doch mal abwarten, wer das Frühstück macht...
Nach dem Frühstück haben wir fix alles abgebaut und verstaut. Nur der Fahrer des Campingplatzes, der uns zum Bahnhof bringen wollte, ist weg. Um 11.20 Uhr soll der Zug kommen, und um 11:20 stehen wir immer noch am Campingplatz und warten auf den Fahrer. Nach ein paar Minuten ängstlichen Wartens kommt der Vater des Fahrers und bringt uns zum Bahnhof. Dort angekommen, erfahren wir, dass der Zug noch nicht durch ist. Puh ! Um 11:45 kommt er denn endlich. Da er sehr voll ist, müssen wir uns trennen.
Ich sitze mit Jule zusammen, und wir unterhalten uns über unsere Pläne (was wir noch so vorhaben auf unserer Tour - nicht die gemeinsamen Pläne ;-) ) Sie empfiehlt mir, auf jeden Fall in Kroatien vorbei zu schauen. Die Küstenregion wäre der schönste Platz auf der Erde. Besser als Florenz und Venedig und alles, was sie bisher in ihrem Leben gesehen hat. Ich verspreche ihr, aus Doubrovnic eine Karte zu schreiben..
Gegen 13:30 kommen wir in Pyrgos an. Ich habe nicht viel Zeit, mich dort umzusehen, aber ich sehe bestimmt 10 Autowerkstätten, wovon mindestens 5 Treckerhändler sind. In einem kleinen Fast-Food-Restaurant kann man sich Baguettes belegen lassen (endlich mal etwas anderes als Kekse und Wasser). Schmeckt Super. Und als Nachtisch noch einen Apfelstrudel. Eigentlich bin ich ja auf der Suche nach Gyros, aber das gibt es hier wohl nirgendwo.
Gegen 14.10 Uhr fährt der Zug weiter nach Olympia. Dort wird erst einmal diskutiert und ausgeschwärmt, welcher Campingplatz genommen wird. Ich warte und passe auf die Rucksäcke auf. Gegen 16:30 Uhr erreichen wir den Campingplatz. Wir bauen alles schnell auf und gehen in den Pool. Auch hier ist es wieder ein Top-Camping-Platz. Unsere Zelte stehen im Schatten von Orangenbäumen (die Orangen schmecken sogar sehr gut) und alles ist terrassenförmig angelegt). Dumm ist nur, dass wir auch hier einen leicht steinigen Boden haben. Das ist Nachts nicht so toll, weil ich Dummchen meine Iso-Matte vergessen habe.
Im Pool spielen wir ein bisschen mit dem Ball mit den Einheimischen. Später haben wir dann für den Rest des Tages eingekauft. Also nicht so lange, sondern Essen und Trinken für den Rest des Tages. Wieder am Campingplatz versuchen wir Pfannkuchen zu machen, was aber wirklich misslingt (ich hoffe, die Köche nehmen es mir jetzt nicht übel ;-) ). Trotzdem schmeckt die "Pampe" ganz gut. Es schmeckt wie ein Mischmasch aus Rührei und Pfannkuchen, allerdings ohne Gewürze.
Weil es schon dunkel ist, mittlerweile ist es 21:30 Uhr, und es wird hier sehr schnell dunkel, kann man nicht mehr alles in den Pfannen erkennen und teilweise brennt es so ein bisschen an. Hauptsache ist: wir haben Spaß. Danach schnacken wir noch eine zeitlang über Gott und die Welt und über die "Stellungen" der verschiedenen Länder (französisch, englisch, griechisch, ...). Ich habe mir eine Flasche Rotwein gekauft, die ich mit Susann leer trinke (alle anderen wollen nicht) (griechischer Wein, ist wie das Blut der Erde).
So gegen 1:00 Uhr geht es dann ins "Bett" (jeder in seins - natürlich). Um 8:30 Uhr am Sonntag, dem 25.07.99. (8. Tag) werden alle langsam wieder wach.
Alexander McGuyver (er ist technisch genau so raffiniert, deshalb habe ich ihm diesen Namen gegeben, außerdem ist er ein Fan von ihm) läuft zu Hochformen auf, wenn er Eggbert (Egg wegen der Eierform ?), die Melone zum Raumschiff Eggbert macht und mit seinem Löffel bis zum Holodeck vordringen will. Ein wirklich witziger Kerl. Wir steigern uns so in die Thematik rein, dass Jule uns bitten muss, das Thema zu wechseln, weil es sie nerven würde, was wir natürlich gerne und ohne zu murren machen. So langsam fängt die Gruppe wirklich an, Spaß zu machen. Nach dem Frühstück (Alex hat die halbe Melone gegessen und muss nun oft aufs Klo) brechen wir nach Olympia auf (die historische Stätte).
Ach ja, die beiden Dänen haben uns verlassen, jetzt sind wir nur noch zu sechst. Auf dem Weg dorthin, stauben Alex und ich das komplette griechische Kursbuch ab. Es ist ein DIN A6-Heft mit 30 Seiten. Was für Zugfahrplan. Am Bahnhof treffe ich 2 Engländerinnen mit denen ich Karten für die Fähre geholt habe. Griechenland ist wirklich klein. Die beiden sind aber schon auf dem Weg weiter nach Athen. Vorgestern fuhr also doch noch ein Zug nach Olympia.
Olympia ist, wie Susann sagt, genau so, wie alle anderen Ausgrabungsstätten. Ein einziger Haufen Chaos. Sie hat recht. Trotzdem ist es unvorstellbar, was die damals für eine Anlage dahingezaubert haben. Auf der Wettkampfbahn laufen Susann, Jule, Annette und Alex gegeneinander. Alex gewinnt. Am überwältigtsten finde ich den umgestürzten Zeus-Tempel. Die großen Säulen sehen aus wie Spielzeug.
Was ich auch festgestellt habe, dass die früher eine Art Beton hatten, aus dem sie früher die hellen Säulen geformt haben. Allerdings will mir keiner glauben. Das Museum ist eher langweilig, auch wenn die hier ausgestellten Figuren sehr schön sind.. Schon toll, was die damals aus den Steinen gemacht haben. Interessant sind auch die kleinen Helme der Krieger. dass die da früher hineingepasst haben - was für kleine Köpfe.
Am späten Nachmittag geht es aber erst mal wieder an Pool. Erfrischend nach der heißen Besichtigung. Hier kreuzt bald eine Gruppe Holländer auf, die richtig Rabatz machen. Ist lustig, denen zuzusehen.
Abends gibt's dann die wohl letzte selbstgemachte Hausmannskost: Spaghetti á la Gerhard. Danach noch ein paar Sachen gewaschen, in ein paar Reiseführern geblättert, um zu sehen, wohin die Reise am nächsten Tag geht. Ich habe mir überlegt, ich streiche den Olymp und besuche dafür Delfi und Meteora.
Nach meiner Umgestaltung gehen Gerd und ich noch an den Pool, um ein Milchshake zu trinken. Anschließend habe ich, diesmal alleine, wieder eine Flasche Rotwein zu mir genommen. Der ist teurer, als der von gestern und schmeckt auch noch schlechter. Anschließend gehe ich schnell ins Bett, denn morgen steht ein langer Tag vor uns. Die beiden Leipzigerinnen sind noch mit ein paar Griechen unterwegs und die anderen schlafen schon.
Um 5:45 Uhr klingelt der Wecker am Montag, dem 26.07.99 (9. Tag). Ein bisschen stressig wird es schon, als die beiden Mädels sagen, dass erst um 8 Uhr einer zur Rezeption kommt, wogegen unser Zug um 7:30 Uhr fährt. Da ich meinen Ausweis an der Rezeption zurückgelassen habe und ich mich eh von den anderen trennen will, lasse ich sie fahren und warte auf den Mann an der Rezeption. Die anderen sind gerade um die Ecke gegangen, als er erscheint. Ich also schnell bezahlt und ab zum Bahnhof.
Mit einem lauten "Hallo" erreiche ich den Zug. In Pyrgos, was eigentlich Pirgos heißt, haben wir auf unseren Zug gewartet. Ein Zug läuft nach einer Stunde Verspätung in den Bahnhof - alle nehmen ihre Rucksäcke auf - gehen rein - erfahren, dass er in die andere Richtung fährt - alle wieder raus. Alex meinte, dass wäre eine super Zeit gewesen. Auch der Zug, der um 9:30 Uhr Olympia verlassen hat, läuft mittlerweile in Pyrgos ein. Da hätten wir also noch 2 Stunden länger schlafen können. Auch der Wein in meinem Kopf macht sich bemerkbar.
Mit 3 Stunden Verspätung (Rekord) läuft unser Zug dann ein. Also ist meine ganze Planung über den Haufen geworfen. Eigentlich wollte ich noch bis Athen über den Ostteil der Pellepones fahren, aber das kann ich jetzt wohl vergessen. Blöde Straßenbahn. Wenn ich die Strecke nun fahre, sitze ich im Nachtzug und sehe nichts von der so tollen Landschaft. Käse. So hätte ich ja auch über den Westteil fahren können, das hätte mir 'zig Stunden Vorsprung gegeben.
Da Gerhard mit Jule und Susann bis Kantama fahren will (da kommen Nachts wohl die Schildkröten an Land), steigen Annette, Alex und ich in Zeugelatio (besser als Fellatio ausgesprochen) aus um dort den Zug nach Athen zu erreichen. Allerdings ist Fellatio ein so kleines Dorf, und der Anschlusszug kommt erst in 9 Stunden, dass wir uns auf einen langen Nachmittag gefasst machen. Bis Alex und ich auf die Idee kommen, bis nach Kantama zu fahren - vielleicht ist das Nest ja größer.
Doch zu spät - der Zug rollt schon und Annette ist noch auf Toilette. Wir fragen den Schaffner, und der sagt, dass es kein Problem ist, den Zug anzuhalten, was er mit einem lauten Pfiff auch macht. Annette kommt von der Toilette und wir laufen hinter dem Zug her. Schon ein komisches Gefühl: jetzt halten sie deinetwegen den Zug an... Das erklärt auch, warum die Züge in Griechenland so viel Verspätung haben.
Im Zug werden wir dann wieder mit einem großem "Hallo" begrüßt.
Für mich schon das 2. mal. Ich "hänge" doch sehr an dieser Gruppe.
Auf halber Strecke müssen wir alle den Zug verlassen und steigen in
einen identischen Zug ein. Keiner weiß warum. Witziges Land.
In Kantama trennen wir uns endgültig (14:30 Uhr). Gerhard, Jule und Susann wollen sich die Schildkröten ansehen und wir drei wollen den Nachtzug nach Athen nehmen. Hier ist ein weiterer Rekord meiner Tour: der südlichste Punkt.
Um uns die Zeit zu vertreiben, lassen wir uns mitten in der Stadt auf einer Verkehrsinsel nieder um ein bisschen zu schlafen. Schöner wäre es, so überlegen Alex und ich, wenn uns jetzt eine schöne Hellenin in ihr Bett einlädt (nur zum Schlafen natürlich). Wir gehen dann getrennt einkaufen, damit immer einer auf die Sachen aufpassen kann. Ich werde bestaunt, wie ein Außerirdischer. Vor uns scheint also keiner auf die Idee gekommen zu sein, dort ein Picknick zu machen. Ich sehe mir kurz die Kirche an (meiner erste Orthodoxe). Toll, alles sehr dunkel gehalten aber mit viel Gold. Danach geht es in den Supermarkt.
Im Laden treffe ich Gerhard wieder. Schon wieder ein großes "Hallo". Nach dem Einkaufen geht es zur "Insel" zurück, und dort sitzen Jule und Susann. Schon wieder ein großes "Hallo". Wir sind wie Kaugummi - wir kleben aneinander.
Nach einer Menge herumblödeln, lachen, Karten spielen, von den Einheimischen beobachtet werden, treten wir gegen 22:30 Uhr den Weg zum Bahnhof an. Die Zugfahrt beginnt gut gelaunt und pünktlich. Irgendwie kommen wir auf das Buch "Per Anhalter durch die Galaxis" zu sprechen, und ich weiß, woher ich den Namen Eggbert kenne (im Nachhinein habe ich festgestellt, dass er Hagbart heißt). Ich empfehle Alex, ihn zu lesen. Annette kennt ihn schon. So verbringen Annette, Alex und ich die Zeit damit, blödes Zeug zu reden und die anderen zu nerven.
Annette regt sich darüber auf, dass im Nichtraucherabteil geraucht wird. Alex hält alles für versteckte Kamera: wieviel kann ein Mensch ertragen ?: Kinder schreien, bei den Nichtrauchern wird geraucht, eine Oma singt lautstark ein Lied, ein Verrückter versucht sich mit einem undichten Becher einen Milchshake zu mixen,, spritzt also alles voll, und ein Mann im hohen Alter mit freiem Oberkörper rennt immer durch den Waggon, Leute werden von dem Schaffner lautstark vom Klo geklopft. Er fragt immer: Argos ? Und alle antworten: Argos ! Was soll das ? Es ist zum schreien, ich bekomme vor lauter lachen keine Luft mehr und Bauchschmerzen. Dann, nachdem alle eingeschlafen sind, kommt die Durchsage: Argos ! Stürmisch wird gepackt, und die 5 stehen vor dem Fenster (von aussen natürlich). Wir sagen "auf Wiedersehen" und "wir sehen uns in Brindisi wieder", aber ich weiß genau, es kommt anders. Wir werden uns nicht wiedersehen!!
Da fahre ich extra den Umweg über die Pellepones um etwas von der tollen Landschaft zu sehen und verschlafe alles. Auch Korinth habe ich verschlafen. Da muss ich wohl noch einmal hier vorbeifahren.
In Athen angekommen (6:00 Uhr) am Dienstag, dem 27.07.99 (10. Tag) finde ich schnell ein Hotel. Direkt am Bahnhof. Es ist ziemlich heruntergekommen und ziemlich teuer, aber ich bin nur müde und will so schnell wie möglich duschen und Athen hinter mich bringen. Also schnell geduscht und ab in die Stadt.
Athen ist hässlich und riesig. Die Akropolis ist trotz der frühen Zeit schon überlaufen. Ich höre alle Sprache, aber keine Deutschen. Auch ist nichts besonderes zu besichtigen. Alles nur so warm hier. Ich fühle mich ein bisschen einsam. Komisch nach den Tagen des vielen Redens mal wieder zu schweigen.
In einer Kneipe esse ich zu Mittag (immer noch kein Gyros, aber ein paar Souflakis). Dort halte ich es auch noch ein bisschen länger aus. Hauptsache unter Leuten, ich habe keine Lust, mich in meinem Zimmer zu verkriechen. Ich freue mich, morgen in Delfi wieder auf einen Campingplatz zu kommen. Gegen 15:00 Uhr bin ich dann wieder auf mein Zimmer gekommen und habe dort bis 20:00 Uhr geschlafen. Das tat gut. Dann drehe ich noch eine Runde durch Athen.
Ich laufe die Straße des "28. Oktobers" (ich vermute mal, dass sie so heißt), entlang. Jetzt in den frühen Abendstunden gefällt es mir sehr gut hier. Es ist so ähnlich wie der Ku'damm in Berlin. Nur hübschere Frauen. Überhaupt sind die Helleninen sehr hübsch. Und überall wo sie vorüberziehen hängt in der Luft ein Hauch von Parfum (ja ich sollte Dichter werden).
Witzig ist, dass die Verkehrspolizisten wie Bobbis aussehen, und was sie machen, ist die Autos antreiben. Sobald die Ampel auf grün schaltet, fangen die an, wie wild mit den Armen herumzuwirbeln und auf ihren Pfeifen herumzutrillern, wenn die Autos zu langsam fahren. Das sollten die in Deutschland auch mal machen, bei den ganzen dahinschleichenden Leuten. Super !
Dann habe ich noch Geld getauscht und bin bei McDonalds
essen gewesen. Hier kam mir dann die Idee zu dem internationalen McDonalds-Vergleich.
Des weiteren habe ich mir Gedanken gemacht, was in welche Tasche gehört. Nach 10 Tagen Praxiserfahrung hat sich folgendes am besten bewährt: die Hosentasche hinten links bleibt frei: hier kann man kurzfristig Kassenbons, Wechselgeld, Quittungen aufbewahren; hinten rechts: das Portemonnaie mit den ganzen Karten (jaja, ich weiß eigentlich sollte man das nicht machen, wegen den Taschendieben aber mit dem großen Rucksack darüber, kommt auch kein Dieb an die Hosentasche - schließlich kommt man ja selber kaum dran); vorne links kommt der Hotelschlüssel hinein oder aber vielleicht der Fotoapparat (wenn man einen mit hat); vorne rechts: den Walkman (auch nur, wenn man einen dabei hat und wenn die Akkus noch voll sind, sonst kann man sich die Tasche auch frei lassen); Beintasche links: Klopapier (ist auf jeden Fall sinnvoller in die Tasche zu packen als Eurochecks - die ich vorher in dieser Tasche aufbewahrt habe und die hier so gut wie niemand annimmt.); und in der Beintasche rechts: Fahrkarten, Fahrpläne und die Kopien der Ausweise. Wichtig ist natürlich auch, dass alle Taschen verschließbar sind. Warum ich die Ausweise und deren Kopien immer am Mann trage ? Wenn ich mal beklaut werde, dann bestimmt nicht aus zwei verschiedenen Hosentaschen gleichzeitig. Und das ich überfallen werde und alle Tascheninhalte abgeben muss, halte ich für unwahrscheinlich, denn schließlich trage ich meine Brille ja nur, damit ich nicht mit Jean-Claude Van Damme verwechselt werde.
Als ich so gegen 21:30 Uhr die eben erwähnte Straße entlang gehe, stoße ich auf eine Gruppe hübsch gekleideter Frauen (die meisten tragen sehr kurze Röcke), denke ich so bei mir: oijoijoi, die haben den Straßenstrich mitten in der Einkaufsstraße in der Innenstadt. Allerdings sehe ich dann, wie alle in den nächsten Bus steigen. Da haben sie wohl in dem Modegeschäft gearbeitet, das an der Stelle ist und gerade zu macht. So kann man sich irren.
Auf jeden Fall komme ich gegen 23:00 Uhr nach Hause, und was sehe ich? Da sitzt eine Kakerlake auf meinem Bett. Als ich das Licht anmache, verlässt sie es freundlicherweise und versteckt sich hinter dem Kopfteil, so dass ich nur noch Ihre langen Fühler sehe. So, jetzt stehe ich da. Die Ratte in Kato Ahia hatte mir nichts ausgemacht, aber dieses Käfer- und Spinnenzeug ? Puhh ! Dann läuft sie unter den Tisch. Ich trete dagegen und warte ab. Nichts passiert. Ich ziehe den Tisch ein Stück von der Wand ab und eine Kakerlake läuft auf die andere Seite des Raumes (unter das zweite Bett). Scheiße. Doch da sehe ich - eine Kakerlake klebt an der Wand. Also habe ich doch eine erwischt und ich habe 2 Kakis in meinem Zimmer gehabt.
Plötzlich bin ich gar nicht mehr müde und ich beginne, meinen Walkman zu reparieren. Aus irgendeinem Grund läuft er nicht mehr. Auch die 8 Akkus, die ich beliebig tausche bringen keine Änderung an dem Zustand (ja wirklich - 8 Akkus habe ich mit - schließlich weiß man ja nicht, wann und wie oft und wie lange man unterwegs laden kann). Mit den Batterien aus dem Fotoapparat geht er plötzlich wieder. Also alle Akkus leer, obwohl ich bisher nur vier gebraucht habe... Aber so kann ich mir ein paar griechische Schlagersender anhören - hat alles einen sehr türkischen Klang.
Zwischendruch verlässt eine Kaki ihr Versteck und krabbelt unter meinen Rucksack. Während ich an dem Rucksack wackele kommt eine weitere unter dem Bett hervor - also Kakerlaken satt. Ich denke, Ihr seid aber mutig und versuche die eine oder die andere zu erwischen - aber scheiße ist - die sind so schnell, dass ich keine einzige erwische. Mist ! Was die Fliegen in der Luft, sind die Kakerlaken auf dem Fußboden. Da jetzt hoffentlich alle Kakerlaken unter dem anderen Bett sind, versuche ich es mit Autan, dass ich großzügig um das Bett herum verteile.
Während ich Musik höre (toller Sender - spielen alles Querbeet) sehe ich ab und zu eine Kaki unter dem Bett hervorsehen, aber über die Grenze gehen sie nicht hinweg. Scheint also wirklich ein Superzeug zu sein (Danke Mam !!). Ich werde heute Nacht trotzdem bei Licht, mit Brille und mit Schuhen schlafen. Sicher ist sicher. Unter dem anderen Bett ist der Linoleumboden aufgerissen und sehr faltig. Wahrscheinlich sitzen die Viecher da drunter. Aber auch hier zählt das gleiche Motto wie auf der Polenfahrt 1991 (vielleicht fertige ich davon auch noch einen Reisebericht an): Ich wechsel doch nicht wegen ein paar Kakerlaken das Hotel, wenn ich einen Kühlschrank habe.
So gegen 2 Uhr werde ich wach und sehe, wie eine der Kakis von meinem Bett zu dem anderen läuft - scheiße - wirkt das Autan doch nicht so, wie ich dachte. Gegen 4:30 Uhr werde ich wach, da in dem Nachbarzimmer der Wecker klingelt. Ist denn keiner da? Naja, dann gehe ich halt auf das Klo. Zu Hause wäre es ja auch an der Zeit aufzustehen und auf das Klo zu gehen. 4:45 Uhr steht mein Nachbar auf und schaltet den Wecker ab. Bis 7 Uhr habe ich jetzt auch Ruhe. Von den Kakis ist keine Spur mehr zu sehen. Auch die eine Tote ist weg. Wahrscheinlich haben die anderen Kakis die Tote aufgegessen.
Am Mittwoch, dem 28.07.99 (11. Tag) verlasse ich dann fix das Hotel um mit dem nächsten Zug nach Levidian zu fahren. Bis hierhin klappt auch alles wunderbar. Hier müssen wir nur 2 Stunden auf den Bus nach Delfi warten.
Wir, das sind Ion und ich. Ion ist rumänischer Kinderarzt und hat keinen Bock auf den Spießertourismus. Er wohnt allerdings die ganze Zeit in Athen und macht von dort aus Tagesausflüge.
In Delfi angekommen, verlasse ich Ion und strebe sofort den Campingplatz an. Unterwegs treffe ich auf 2 Dänen. Der Campingplatz war erst 300m vom Dorfzentrum entfernt, dann 200m und dann 1500m. Ein bisschen seltsam ist die Sache schon, aber wir laufen unbeirrt weiter. Insgesamt sind es ca. 2 km, die wir laufen müssen.
Die Campinganlage ist wieder super. Alle Plätze im Schatten mit einem niegelnagelneuen Schwimmbad - vielleicht schon etwas zu warm. Gegen 17:30 geht es dann mit Christiansen und Martin in die historische Umgebung. Ich bin ja so aufgeregt - der Mittelpunkt der Welt! Dort angekommen, bin ich auch umso enttäuschter, denn nichts passiert (ich dachte, was wohl passiert, wenn ich mit meinem egozentrischen Weltbild an den Mittelpunkt der Welt gerate ?).
Die alten Ruinen sind dafür umso überwältigender. Sie passen so wundervoll in die bergige Landschaft. Stark!! Interessant auch deshalb, weil die da ein Gebäudepark hingesetzt haben, wo ein einzelner mal gesagt hat, dass es der Mittelpunkt der Welt ist. Auch das Museum war interessant, denn dort sah man sehr viele Stücke, die man sonst nur auf Fotos in den Geschichtsbüchern aus der Schulzeit gesehen hat.
Wir erzählen sehr viel Blödsinn, aber es ist alles nicht so einfach, da keiner von uns in seiner Muttersprache spricht. Nach der Besichtigung schnell noch ein paar Biere zischen und noch ein paar Pistazien knacken (gekauft, in dem Laden, in dem es Fotos, Silber, Gold, Lebensmittel, Souvenirs und "just everything"/"einfach alles" gibt), und dann ab in die Kiste. Ich bin jetzt aber auch hundemüde.
Allerdings machen uns die beiden Holländerinnen Manon und Karol einen Strich durch die Rechnung, denn wir schnacken mal wieder bis weit nach Mitternacht über Drogen (klar bei Holländern), über das Studieren, über Studentenwohnheime, und über das Leben so im allgemeinen.
Am nächsten Morgen (es ist Donnerstag, der 29.07.99 (12. Tag) stehen wir relativ früh auf um den Weg nach Delfi/Stadt zu machen. Von da soll es dann weiter nach Levidian gehen.
Da wir schon recht spät dran sind, geht es mit zügigen Schritt voran. 17 Minuten brauchen wir für die 2 km mit 20 kg Gepäck auf den Schultern vom Campingplatz bis zur Bushaltestelle, von wo es nach Levidian geht. Jetzt weiß ich auch, woher Stahl (Christiansen) seinen Namen hat. Allerdings müssen wir nun 30 Minuten auf den Bus warten, aber so haben wir trotz der Hitze, wieder Zeit uns abzukühlen.
In Levidian angekommen, versuche ich mit Eurochecks ein paar Kröten zu besorgen. Eine Stunde habe ich Zeit, dann fährt der Zug weiter in den Norden. Vorher muss ich ja noch den Bus zum Bahnhof nehmen, weil der Bahnhof so weit außerhalb liegt, wobei wir nicht wissen, wann der Bus fährt.
Ich lasse den Rucksack bei den beiden Dänen und mache mich auf den Weg zur Bank, die die Dinger annimmt. Die einzige Bank in Griechenland, die sie nimmt, ist die "National Bank". Nach ein paar anläufen in anderen Banken, finde ich die auch. Hier muss man eine Nummer ziehen und warten. Ich habe die 483 und die 427 wird gerade aufgerufen. Vor lauter Schrecken muss ich mich erst einmal hinsetzen. Es geht langsam aber sicher voran. Martin und Christiansen haben mit Sicherheit den Bus zum Bahnhof schon genommen. Ich hoffe nur, dass sie meinen Rucksack mitgenommen haben, denn dann kann ich zur Not zum Bahnhof laufen.
Als ich endlich dran bin, kennt die Kassiererin die Dinger gar nicht, aber sie telefoniert, um mir zu helfen. Eine Kollegin kommt zur Unterstützung und gemeinsam schaukeln wir das Ding. Probleme gab es nur mit dem Ausweis, denn auf dem Perso steht Brümmer mit "ü" und auf der Karte mit "ue". Sie sagen, dass sie wissen, dass das in Deutschland das gleiche ist, aber sie brauchen es auf dem Papier. Ob ich denn nicht noch einen anderen Ausweis dabei hätte? Hahahaha!!!
Schließlich gibt sie mir doch das Geld und nimmt den Check. Puuuh!! Ist ja auch schon spät geworden. In 15 Minuten fährt der Zug. Also zum Busparkplatz und zu meiner Überraschung sind alle noch da.
1 Minute, nachdem ich dort angekommen bin, fährt der Bus auch ab. Da fällt mir ein: als ich mich vor ein paar Tagen von den 5 Deutschen getrennt habe, da habe ich ihnen auf den Weg gegeben, dass sie auf sich aufpassen sollen, was sie natürlich erwidert haben. Worauf ich wiederum sagte, dass ich ein Glückspilz bin, und es deshalb nicht nötig hätte. Wenn ich das mit dem Bus so betrachte, dann hatte ich wahrscheinlich recht, als ich das sagte.
Am Bahnhof haben wir dann noch die E-Mail-Adressen getauscht und wieder ist eine Trennung vollbracht. Auf mit dem sehr warmen Zug in Richtung Noren/Meteora.
Hinter Liang Alidion kämpft sich die Bahn die Berge hoch und gibt zwischen einzelnen kurzen Tunneln einen phantastischen Blick auf riesige unbewohnte Gegenden frei. Eine wirklich wahnsinnige Aussicht. Ob mich der umgekippte Anhänger neben der Schiene beunruhigen sollte? Ich glaube: Nein! Schade nur, dass es so diesig ist, sonst könnte man ein paar wirklich phantastische Fotos machen.
Hinter den Bergen taucht das erste mal Landwirtschaft auf. Endlich machen die mal etwas aus der ganzen Gegend hier. Ich meine richtig, nicht nur Olivenbäume wie in den südlichen Gefilden. Super. Jetzt bin ich in Paleafarsalos, weil auf dem "Kursbuch Griechenland" eine Bahnlinie nach Kalambaka eingetragen ist, die es aber gar nicht mehr gibt.
Montags gibt es aber einen Bus ! Und heute ist Donnerstag.
Der in Griechenland wahrscheinlich modernste Bahnhof (4 Gleise) ist so weit von der Stadt entfernt, dass man sie nur entfernt am Horizont erkennen kann. Der freundliche Mann am Kiosk meint, dass ich es in Larissa versuchen sollte. Dort gibt es angeblich sehr viel mehr Busse nach Kalambaka. Probieren geht über studieren.
Ich frage mich, wie ich erst nach Igoumentsia kommen soll. Eigentlich wollte ich mit dem Bus dorthin und dort erst auf die Fähre steigen.
Der Zug von Paleafarsalos nach Larissa hat 20 Minuten Verspätung und laut meinem Kursbuch 30 Minuten Fahrzeit. Also steige ich auch nicht aus, als der Zug zu der eigentlich angegebenen Zeit hält. Ich denke mir, dass muss noch eine Station vorher sein.
Direkt, nachdem der Zug losgefahren ist, kommt der Schaffner und sieht meine Eintragungen. Er meint, der Bahnhof, der hinter uns liegt, ist Larissa. Sofort stürzt er aus meinem Abteil und rennt den halben Flur im Waggon entlang. Dann merke ich, wie der Zug auch schon bremst. Jetzt halten sie meinetwegen schon den Zug an. Schon zum zweiten mal in Griechenland. Ich soll auf den Schienen wieder zurückgehen und nach 2 km erreiche ich den Bahnhof Larissa.
In Larissa angekommen, erledigt sich das Problem nach Kalambaka zu kommen, denn ich finde keine Busse nach Kalambaka. Die ersten 3 Personen, die ich frage, sind sich einig, nur die Hauptstraße entlang. Die laufe ich und laufe ich und laufe ich entlang. Irgendwann habe ich keine Lust mehr. Ich frage den Mann am Kiosk, und der sagt mir, dass ich 200m zu weit gegangen bin.
Hinter dem Militärgelände ist aber nichts. Also frage ich ein paar dort herumlungernde Taxifahrer, die mir sagen, dass es keine Busse mehr gibt. Ich gebe das Ziel also auf, denn mittlerweile ist es 21:00 Uhr geworden.
Der Hunger treibt mich in einen Imbiss. Dort frage ich noch einmal nach, und siehe da, am anderen Ende der Stadt soll die Haltestelle sein. Es scheint sich doch noch alles zum Guten zu ändern.
Auch finde ich hier mein erstes Gyros. Sie stecken sogar ein paar Pommes mit in die Pita-Tasche hinein. Die Spinnen - die Griechen.
Ich lasse mir den Weg aufzeigen und laufe und laufe und laufe. An der Stelle angekommen, keine Spur von einer Bushaltestelle. Ich frage wieder ein paar Leute und die wollen mich wieder zur Hauptstraße schicken. Also: Arschlecken!!!
Wieder ab in den Süden mit dem Zug. So kann ich evtl. den Kanal von Korinth doch noch sehen. Aber erst einmal abwarten. Am Bahnhof kann ich auch niemanden fragen, da keine Rucksacktouristen hier sind. Schon sehr seltsam.
Dann treffe ich Alistair und Roran aus England. Die beiden haben es vor ein paar Tagen auch versucht, aber weil es nicht geklappt hat, sind sie nach Valos gefahren um von dort aus, auf die Inseln überzusetzen. Es wäre sehr toll gewesen. Mal sehen, wenn ich nächstes Jahr fahre, dann mache ich auch einen Abstecher dorthin. Außerdem mache ich dann einen direkten Abstecher von Athen nach Meteora. Die Abfahrtstelle habe ich nämlich gesehen in Athen.
Die beiden Engländer kommen aus Newcastle. Später kommen noch Helena und Elisa zu uns. 2 Italienerinnen aus Monza. Helena hat einen Plan der Fähren, wonach am 30.07. keine von Brindisi abgeht. Bei meinem Pech im Moment, würde mich das nicht wundern.
Pünktlich fährt der Zug in Larissa ein. Obwohl, oder aber gerade weil wir 8 Personen im Abteil sind, schlafe ich relativ gut und durch bis zum Freitag, dem 30.07.1999 (13. Tag) und wache erst in Athen auf.
Die anderen 4 sind mir so dankbar, dass ich ihnen den Weg zum anderen Bahnhof zeigen kann. Ja, es ist gut, wenn man sich in den Weltmetropolen auskennt - dabei muss man doch nur über die Fußgängerbrücke gehen.
In Istmos verlasse ich die 4, denn den Kanal von Korinth möchte ich nun doch sehen. Hier kaufe ich mir auch noch ein paar Postkarten von Meteora, damit ich allen wenigstens zeigen kann, was ich nicht gesehen habe.
Danach stelle ich mich auf die Brücke. Wahnsinn!! Obwohl das Wasser 60m unter mir daherfließt und die Wände sehr steil bergab gehen, strahlt es in einem grün-blau, dass man Lust bekommt einfach herabzuspringen und schwimmen zu gehen. Es ist schon wieder so hoch, dass man kein Gefühl für die Höhe hat.
Bei jeder Mofa, die über die Brücke fährt, fängt die Brücke an zu schwingen. Bei LKW's merkt man richtig, dass es bestimmt 10 cm sind, die die Brücke nachgibt. Ich als Dichter & Denker sage aber, dass es das Herz der Pellepones ist, was man schlagen spürt. Es ist wirklich unbeschreiblich. Schade, dass kein Schiff vorbeikommt.
An einer Touristenfalle setze ich mich erst einmal und stopfe mich mit belegten Sandwiches voll. Mit Käse, Schinken und Tomaten. Ich glaube, es ist das erste mal, dass man satt ist und sich wohl dabei fühlt. Anders als nach Keksen, trocken Brot und Wasser.
Das ist wohl der größte Nachteil des Alleinreisens: die Verpflegung: es lohnt sich nicht, im Supermarkt irgendwelche Pakete Aufschnitt oder Käse zu kaufen und bei der Hitze hält sich ja auch nichts. Zu kochen lohnt es sich schon gar nicht. Auch wenn ich einen Kocher dabei gehabt hätte, würde ich mir die Arbeit nicht machen. Also gibt es immer nur Kekse und Wasser, auch wenn sie einem schon zu den Ohren wieder herauskommen.
Nach 2 Stunden kommt dann endlich ein Schiff. Es ist kein großes, aber immerhin, wenigstens etwas. Die Fotos habe ich um 10:00, um 10:06 und um 10:08 gemacht. So bekommt man vielleicht ein Verhältnis dazu, wie lang der Kanal ist (6 km und er sieht so kurz aus.).
Danach geht es weiter zum Bahnhof. Mal hoffen, dass der Zug nach Patras pünktlich ist. Während ich warte, schaufeln 5 Mann vor mir den Schotter aus dem Innenraum der Schienen heraus. Das ist doch der eigentlich Traumberuf von Susann und Jule: Straßenbahnschienenritzenreinigungsbeamte. Aber die Jungs sehen nichts so aus, als ob es ein Traumberuf wäre.
Mit 10-minütiger Verspätung komme ich in Patras an. Dort besorge ich mir erst einmal die Karte für das Schiff und dann geht es auf zu dem Strand, der nördlich vom Hafen liegen soll (habe ich gehört). Seltsam nur, dass hier nur Männer liegen.
Da ich mich zwischen denen nicht ganz so wohl fühle, räume ich nach 1 Stunde das Feld und mache mich auf die Suche nach etwas essbarem.
Ich gehe ins "Bellissimo" an der Hauptstraße, denn hier sitzt eine Gruppe Griechen, und wenn die Einheimischen hier schon essen, dann muss der Laden ja in Ordnung sein. Ist er auch !! Wirklich feines Essen und ich werde auch richtig schön satt.
Die Männer draußen winken den LKW-Fahrern zu und freuen sich wie die Kinder, wenn einer von denen ihre lauten Hupen ertönen lassen. Obwohl sie alle zwischen 30 und 50 Jahren alt sind, werden die mit Sicherheit nicht mehr erwachsen. Lieber Gott, bitte erhalte mich auch in so einem Zustand. Auf jeden Fall, weil es so witzig ist, bleibe ich sitzen und bestelle mir ein Bier und beobachte das Spektakel. Ein paar 100m weiter streiten sich 2 LKW-Fahrer und die ganze Gruppe springt auf, um sich das aus der Nähe anzusehen.
Wirklich, wie die Kinder.
Als sie wiederkommen, sprechen sie mich an. Da sie aber nur die wirklich nötigsten Wörter kennen, kommen wir nicht sehr weit, aber wir trinken sehr viel. Sogar der Wirt schmeißt eine Runde Bier.
So gegen 19.00 Uhr verlasse ich die Kneipe ziemlich angeschickert mit dem Ziel Hafen. Erst lasse ich mir noch ein Sandwich machen. Er packt alles drauf: Ei, Salat, Käse, Schinken und zum Abschluss eine Bratwurst. Da ich mich, dank des Alkohols, nicht so 100%ig unter Kontrolle habe, gerate ich, sonst immer die Ruhe selbst, ein bisschen in Panik, weil ich das Schiff nicht finden kann. Also spreche ich Almar an.
Er ist holländischer Interrailer und sagt mir, dass das Schiff noch gar nicht im Hafen liegt. Wir quatschen ein bisschen und steigen dann auch gemeinsam auf das Schiff (als es dann endlich einläuft).
Hier treffe ich auch Al und Roran wieder. Toll: Almar hat eine Flasche Ouzo dabei und ich besorge das Bier dazu. Wir teilen alles - nur mein Supersandwich, das esse ich alleine.
Nach einer halben Dose "Bier" bemerkt Almar plötzlich, dass es kein Bier ist, sondern "Tuborg Club Soda". Ich hätte, so glaube ich, gar nichts gemerkt. Ich dachte nur, dass es sehr leicht schmeckt. Die Aufmachung der Dosen ist aber genau so, wie man sich Bierdosen vorstellt.
Nach einem 2. Versuch kaufe ich dann endlich Bier. So viel trinken wir gar nicht, aber Almar ist so betrunken, dass er sich vorher schlafen legt. Es stoßen noch 2 Engländerinnen auf uns, Laura und Nathalie (Laura ist echt hübsch).
Wir sprechen über dies und das, als plötzlich Almar wach wird, aufsteht, und ein paar Meter, aber wirklich nur ein paar Meter, geht, und dann auf Deck pinkelt. Die Schweizerinnen schreien wie verrückt, aber Almar lässt sich nicht stören und legt sich direkt danach wieder hin. Die Engländer verlassen mich nun auch alle.
Ich schnappe mir meinen Schlafsack und verstecke mich ganz vorne in der Spitze des Schiffes unter einer Bank. Hier ist es schön gemütlich warm und Almars Pisse ist auch ein bisschen weiter weg.
Ein paar Stunden später, werde ich von einem Mädchen geweckt, weil "mein Freund" Probleme hat. Ich verstehe die Welt nicht mehr. Wer ist mein Freund, was ist passiert und wo bin ich überhaupt und warum ist mir so schwindelig?
Ach ja: Almar! Ich gehe zum Heck des Schiffes. Dort sitzt Almar zusammen mit dem Kapitän und 3 Leuten seiner Crew. Da von denen keiner Englisch kann, kann mir auch niemand sagen, was genau passiert ist. Almar wollte wohl über Deck springen. Almar muss in der Nähe des Kapitäns bleiben, will aber nur in meiner Nähe sein. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als mich zu ihnen zu setzen. Ich beruhige Almar, was mir auch gelingt.
Schließlich muss er pinkeln. Der Kapitän will ihn aber nicht aus den Augen lassen. Almar hat aber nur zu mir Vertrauen. Also gehen wir mit einem Mann der Crew, Almar und ich. Alle im Entenmarsch auf die Toilette.
Was entdecke ich bei den Toiletten? Duschen!! Super - hat das alles etwas gebracht! Wenn ich das eher gewusst hätte, wäre ich in Patras noch einmal schwimmen gegangen. Somit geht auch ein Höhepunkt flöten, denn so hätte ich mich 5 Tage nicht duschen können (das letzte mal in Delfi, das nächste mal erst in Florenz). Gut aber auch Schade.
Später schläft Almar dann noch ein. Ich bin jetzt ein bisschen aufgekratzt und laufe noch eine Runde über das Boot. Irgendein Mädchen hat ihren Namen auf die Wange von Almar geschrieben: Pia. Wer das wohl war? Später verlassen uns der Kapitän und seine Crew. Ich hole meinen Schlafsack und lege mich auch hin.
Ich erwache erst spät am Samstag, dem 31.07.99 (14. Tag) (endlich Wochenende). Almar ist schon wach und weiß von nichts mehr. Wir überschlagen: er hat 3 Dosen Bier und eine Viertel Flasche Ouzo getrunken. So viel, wie ich auch, nur dass ich den ganzen Vormittag schon vorgeglüht hatte. Er hätte so etwas noch nie erlebt. Wir vermuten, dass es an seiner gescheiterten Liebe in Griechenland gelegen hat. Naja, nun ist es erledigt.
Ich nehme eine Dusche und beobachte die anderen Reisenden von meinem Kapitänstisch aus. Ein Mädchen spannt eine Wäscheleine und hängt Ihre frisch gewaschene Wäsche quer über das Deck. Es stört sie gar nicht, dass alle sie anstarren, als sie Ihre Seidenunterwäsche zur aufhängt. Eine Gruppe anderer fängt an zu kochen. Alle benehmen sich hier, als wäre das, was sie tun, das normalste der Welt. Ist es ja auch, aber nicht auf einem Schiff (finde ich). Es erinnert mich ein wenig an die Alexander McGuyver-Show im Zug von Kantama nach Athen: wie viel kann ein Mensch ertragen?
Nach 22 erholsamen Nichts-Tu-Stunden erreichen wir Brindisi. Dort trennen wir uns von den beiden Engländern. Sie wollen einen Zug früher nehmen, da sie innerhalb von 2 Tagen England erreichen müssen und somit auf jede Stunde angewiesen sind.
Almar und ich kaufen noch ein wenig ein, gehen beim Italiener essen (wo auch sonst in Italien) und genießen den Sonnenuntergang am Bahnhof von Brindisi (einer der schönsten und saubersten Bahnhöfe überhaupt auf meiner Tour). Hier treffe ich auch das Mädchen wieder, dass ihre Wäsche auf dem Schiff aufgehängt hat. Es bittet mich darum, das Foto nicht zu veröffentlichen - keine Ahnung warum. Wir einigen uns auf einen schwarzen Balken vor Ihrem Gesicht - hihihihi.
Um 22.00 Uhr fährt der Zug ab. Im Gegensatz zu all den vorigen Zügen, ist unser leer. Wir können uns zu zweit ein Abteil teilen, ziehen die Sitze zusammen und schlafen, schlafen, schlafen... Gegen 6 Uhr wurden wir von dem Schaffner geweckt. Bologna!
Es ist heute Sonntag, der 01.08.99 (15. Tag) und die Sonne scheint. Eigentlich bin ich sehr traurig, dass Griechenland schon vorbei ist. Wo ist die Zeit nur geblieben? Ich trenne mich von Almar und mache mich wieder alleine auf den Weg nach Florenze/Firenze. Der Bahnhof (noch von Bologna) ist wieder ein ganzes End deutscher als alles andere in den letzten zwei Wochen. Auch der Zug heißt "Brennerflitzer" und kommt aus Nürnberg und ist auch zu 50% mit deutschen gefüllt. Bääääh!!!!
In Florenz angekommen, habe ich schnell in Erfahrung gebracht, dass mich die Linie 17 ans Ziel bringt. Nur für die Karte musste ich 3 mal durch den ganzen Bahnhof laufen... Scheiß Automaten.
Im Bus treffe ich auf 2 Französinnen, die auch auf dem Weg zu dem Campingplatz sind. Zusammen haben wir eingecheckt und am Nachmittag auch eine Besichtigung von Florenz gemacht. Es war wirklich witzig mit den beiden, obwohl sie erst kein und später sehr viel Englisch gesprochen haben.
Wenn die beiden sich unterhalten, dann kichern sie meistens. Da merkt man gar nicht, dass die eine (Nathalie, 28) Lehrerin für Marketing und die andere (Gwen, 26) Studentin für moderne Literatur sind. Also erwachsen sind die auch noch nicht.
Da die beiden absolut nicht mit Karten zurechtkommen, darf ich hier Führer sein und sie auch nur an die Stellen führen, wohin ich will. Was mir selber nicht so gut gefallen hat, war Pittis Palast. Dort waren einfach zu viele Bilder. Es hat einen regelrecht erschlagen. Wen es aber interessiert, der sollte es sich auf jeden Fall ansehen.
Hinter Pittis Palast war Bobolis Garten. Ein Traum von einem Park mit einem riesigen Labyrinth, worin wir uns verlaufen haben (ich meine so richtig verlaufen) und in dem ich ein kleines viertelstündchen geschlafen habe. Eigentlich wollten die beiden ein bisschen Schlafen (a little quarter) und der einzige, der geschlafen hat, war ich, und das eine ganze Stunde lang). Das musste ich mir aber auch bis ans Ende unserer Tage von den beiden vorhalten lassen.
In dem Teich von dem Park haben wir das Monster von Loch Ness gesehen, was sich dann aber als normale Schildkröte entpuppt hat. Abends haben wir für Nathalie einen billigen Italiener gesucht. Eigentlich wollte sie sagen, dass es in Italien teuer ist, aber dabei kam heraus, dass die Italiener sehr teuer sind. So hat sie auch den Spott auf ihrer Seite und nicht nur ich.
Abends sind wir dann alle todmüde ins "Bett" gefallen (natürlich jeder in sein Zelt). Ich bin jedenfalls sehr schnell eingeschlafen und die beiden habe ich auch nicht mehr kichern gehört.
Um 7:30 Uhr bin ich dann aufgestanden um am Montag, dem 02.08.99 (16. Tag) bei strahlend blauem Himmel das Umland von Florenz unsicher zu machen. Florenz ist die wohl schönste Stadt Italiens. Alles sehr romantisch hier und ein phantastisches Umland (phantastische Toskana). Die Kathedrale und ein paar andere Häuser sind von außen sehr kunstvoll bemalt. Aber wie! Schade, dass man das nicht auf den Karten oder Fotos erkennen kann - also selber mal hinfahren.
Aber obwohl es mit dem Aufstehen so früh geklappt hat, kommen wir nach einem gemeinsamen Frühstück erst gegen 11 Uhr auf den Weg nach Fiesole. Nach einer Busfahrt durch die eben erwähnte phantastische Landschaft, erreichen wir den Vorort von Florenz. Dort begeben wir uns sofort ins Museum. Der Höhepunkt dort ist ein gefundenes Skelett aus dem 5. Jahrhundert. Dabei haben wir mit dem "jungen" Mann so viel Spaß, dass man uns androht aus dem Museum zu werfen, aber es dann doch nur bei bösen Blicken bleibt.
Gwen scheint sehr schlau zu sein, denn sie meint, dass die kleinen Bronzefiguren aus China kommen, weil sie einen so kleinen "Piephahn" haben. Woher sie dass wohl weiß?
Nach dem Museum ging es an die Ausgrabungsstätten. Nachdem wir lautstark am Beckenrand eines ehemaligen Schwimmbades picknickten und herumgefentert haben, ist uns ein Schild ins Auge gefallen, wonach das verboten ist. Überhaupt ist hier alles lustige verboten.
Danach ging es auf einen hohen Berg, wo noch ein altes Franziskanerkloster steht. Einfach toll, wie man da heute noch lebt. Nur ein Bett, ein Stuhl und ein Schreibtisch auf den Buden. Was nur sehr kommerzialisiert war: das Kerze anzünden: in einen Automaten hat man ein paar Lire geworfen und dann ging für eine bestimmte Zeit eine Lampe an. Super.
Vor dem Kloster sprach uns ein etwas beleibterer Amerikaner an. Da wir uns nicht viel zu sagen hatten, schwiegen wir uns an. Gwen meinte darauf hin: "nobody speak", was sich aber nach "nobody's big" anhörte. Zumindest zog der Ami dann ab. Wahrscheinlich hat er sich mittlerweile das Leben genommen und Gwen ist Schuld daran. Zumindest haben Nath und ich ihr das eingeredet.
In Nathalies Buch steht geschrieben, dass man Fiesole in 2 Stunden sehen kann. Wir haben nur die Hälfte gesehen und dafür locker den ganzen Nachmittag benötigt.
Danach ging es wieder zurück in die Hauptstadt: Florenz. Auf der Rückfahrt haben sie mich beim "Schwarzfahren" erwischt. Ich würde mich ja ärgern, wenn ich es mit Absicht gemacht hätte, aber so muss ich mich über meine Dummheit ärgern. Ich hatte mir mehrere Karten gekauft und auf der Hinfahrt hat der Entwerter im Bus so dünn gedruckt. Irgendwann im Laufe des Tages habe ich dann eine unbenutzte Karte weggeworfen und dafür die benutzte Karte behalten und auch just bei der Rückfahrt benutzt. So musste ich 75000 LIT bezahlen. An Stelle des Kontrolleurs hätte ich die Geschichte nicht geglaubt. Er war aber sehr freundlich und es machte ihm auch nichts aus, dass wir erst zu zwei Automaten gehen mussten (ich habe doch gar nicht so viel Geld) und schließlich doch die beiden Französinnen bezahlt haben, da es wohl eine Störung nach Deutschland gab. So etwas dummes.
In der Altstadt haben wir ein gemütliches schottisches Gasthaus gefunden. Nach einem ordentlichen Essen haben wir versucht, etwas zum tanzen zu finden, was uns aber nicht geglückt ist.
Auf dem Weg zurück zum Campingplatz stoßen wir auf 2 Griechen, die auch auf unseren Campingplatz wollen, aber auf dem Weg nach Marokko sind. Am Campingplatz schlafe ich wieder völlig erschöpft ein.
Gegen 8:30 Uhr erwache ich am Dienstag, dem 03.08.99 (17. Tag). Trotz aller Bemühungen schaffen wir es nicht vor 12:30 Uhr mit dem Frühstück fertig zu sein und so erreichen wir die Innenstadt dementsprechend spät.
Die beiden Griechen trennen sich nach dem Frühstück wieder von uns. Diesmal wollen wir in den Südosten der Stadt. Aber außer dem Platz von Michel Angelo und einigen Kirchen gibt es hier nicht viel zu sehen. Gwen und ich diskutieren über den Hintern seiner Statue, worauf sie meint, dass ich eventuell ein Homo bin.
Hinter der Kirche haben die Bonzen früher ihre Gräber hingesetzt. Das sind aber schon keine Gräber mehr, sondern eine richtige Stadt nur mit Grabhäusern. Laut Nathalies Buch benötigt man für den heute geplanten Weg rund 3 Stunden. Wir sind jetzt bei der Hälfte und sind schon 4 Stunden unterwegs.
Auch das Wohnhaus von Gallileo Galilei gibt nicht viel her. Er hat in einem kleinen Reihenhaus in einer kleinen Gasse gewohnt. Ist echt gemütlich. Aber das Haus sieht nicht so aus, als wenn es noch das originale wäre. Wir stoßen hier zum Glück auf nur noch 2 andere Touristen. Ist also ein "Geheimtip".
Abends sind wir wieder in das kleine schottische Gasthaus gegangen. Dort haben wir die Bedienung nach einer Möglichkeit zum Tanzen gefragt. Sie hat uns ins "Meccano" geschickt. Das war eine Disco! Mit Go-go-Girls und allem Schnickschnack allerdings unter freiem Himmel. Sehr angenehm bei dem Wetter. Allerdings sind meine beiden da von den stürmischen Italienern begrapscht worden, dass ihnen die Lust verging. Ich habe es versucht zu beobachten, habe aber nichts gesehen. Jetzt wollte ich es aber auch nicht so auffällig machen, denn was sollen die Leute denken, wenn ich den beiden die ganze Zeit auf den Hintern starre...
Auf dem Rückweg haben wir dann ein wenig die Kontrolle verloren, wo wir denn waren. Vor der amerikanischen Botschaft hat uns dann ein Polizist mit dem Handy seiner Kollegin ein Taxi gerufen. Die fand das gar nicht so toll. Aber so ist das mit den Freund und Helfern.
So sind wir an dem Tag gegen 4:30 Uhr ins Bett gekommen. Gegen 06:30 Uhr bin ich dann aufgestanden und wollte Papa zum Geburtstag gratulieren, denn es ist Mittwoch, der 04.08.99 (18. Tag), aber es war keine Stimme da. Zum Glück habe ich vorher versucht zu sprechen. Es wäre ein witziges Telefongespräch geworden.
Um 10:00 Uhr sind wir dann aufgestanden und schon um 12:00 Uhr konnten wir frühstücken. Dann konnte ich Papa auch endlich zum Geburtstag gratulieren. Den Rest des Nachmittags haben wir auf dem Campingplatz abgehangen. Es war so gemütlich.
Um 18:00 Uhr haben wir das Umland des Campingplatzes genauer unter die Lupe genommen. Er liegt so schön an den Bergen schon mitten im Grünen. Als wir ein bisschen die Berge hinaufgehen, stelle ich fest (die beiden glauben mir nicht so ganz), dass wir nur ein paar Meter von Fiesole entfernt sind, wo wir am Montag waren. Und wir sind mit dem Bus erst in die Stadt und mit einem anderen wieder raus gefahren.
Tolle Landschaft hier, einsame Wege und ein phantastischer Sonnenuntergang. Schade, dass ich davon keine Fotos habe. Als es um 21:00 Uhr plötzlich dunkel wird (ja, es ist anders, als bei uns Nordlichtern), werden die beiden nervös, aber ich habe den Weg voll unter Kontrolle und führe sie sicher nach Hause.
Auf dem Campingplatz wird erst einmal fürstlich gespeist und uns dann zu den Gitarrenspielern gesetzt. Da kommt aber nicht so die richtige Stimmung auf, da sie immer nur Lieder anspielen und dann wieder etwas neues spielen. Um Mitternacht ging es dann ins Bett.
Donnerstag, 05.08.99 (19. Tag): heute geht es sehr früh auf, denn ich habe festgestellt, dass ich keine Moneten mehr habe. Also um 7:30 Uhr aus den Federn (ich rede immer von Bett und Federn, dabei ist es nur ein Schlafsack im Zelt ohne Isomatte) und rein in die Stadt und Geld geholt. Hier mache ich noch ein paar wichtige Besorgungen, unter anderem eine Bild-Zeitung und eine Flasche Bier.
Um 9 Uhr baue ich dann mein Zelt ab, und um 9:45 ist der Campingplatz bezahlt. Da fällt mir ein, ich wollte ja noch ein Foto machen, wo mein Zelt stand auf dem Campingplatz, aber da haben sich schon neue einquartiert. Na dann fotografiere ich halt sie.
Dann mit den beiden zum letzten mal gefrühstückt. Dann sollte der große Trick kommen: mit der Bildzeitung die Flasche Bier aufmachen. Hat natürlich nicht geklappt (in Deutschland geht es immer). Wahrscheinlich ist das italienische Papier der Zeitung zu dünn, oder die Flaschen sind zu fest zu.
Dann ab zum Bahnhof um zu sehen, wann der nächste Zug nach Bologna geht. Da es nur ICs und ECs gibt, haben wir noch bis 17:30 Uhr Zeit, bis endlich mal ein normaler Zug fährt.
Wir haben uns dann also 4 Stunden lang die Zeit vertrieben. Haben Florentiner Eis gegessen (es ist, genau wie es im Reiseführer steht, das beste Italiens). Allerdings kostet so ein Hörnchen auch seine 10000 LIT (10,- DM). Dann haben wir uns noch unter die Touristen gemischt und sind um kurz vor 17:30 Uhr am Bahnhof eingetroffen.
Auf der großen Anzeigetafel steht der Zug aber nicht. Komisch. Auf dem Fahrplan hat Nathalie dann festgestellt, dass er nur Samstags fährt. Die Italiener verwenden dafür keine Symbole sondern schreiben es im Klartext hin, und mein Italienisch reichte dafür nicht aus. Den nächsten Zug habe ich mir dann am Computer herausgesucht: 21:30 Uhr. Schon wieder 4 Stunden Zeit.
Dieses mal sind wir am Arnu entlang gegangen und haben dicke fette Ratten (sie waren wirklich doppelt so groß, wie unsere deutschen Ratten) beim Sonnenuntergang beim Baden beobachtet. Wir unterhalten uns über einen Mischmasch aus folgenden Themen: Psychologie, Freud, Homosexualität, wie es ist mehrere Freunde zu haben, warum sich die Franzosen bei der Begrüßung Küssen und die Deutschen nicht (wir sind zu sehr auf Sauberkeit bedacht, deshalb machen wir es am liebsten unter der Dusche (komisch, dass gerade heute Gwen und ich ein Pärchen unter der Dusche gehört haben, die es dort getrieben haben)) und über "das erste mal".
Ab und zu werfen wir ein "Fuckin' Tourists" in die Menge, was auch jeder Tourist versteht. Als wir an einem Brunnen vorbeikommen, kommt es zu einer Wasserschlacht. Das tat gut. Gwens Kleid wurde dadurch noch transparenter, was die sonst so "schüchternen" Italiener auf den Plan, die ihre Augen nicht von ihrem Hintern lassen konnten und somit so manchen Unfall beinahe verursacht hätten.
Um Punkt 21:30 Uhr erreichen wir den Bahnhof und sehen den Zug gerade abfahren. 20 Minuten später geht aber schon der nächste. Komisch, dass Nachts mehr Züge fahren als tagsüber.
Somit bin ich das erste mal seit 5 Tagen wieder alleine. Somit kommen wir zu einem weiteren Höhepunkt: 4 Nächte am selben Ort.
Ich möchte ein bisschen Radio hören, aber die Akkus sind leer. Komisch, dabei steckten sie doch die ganze Nacht in der Steckdose. Wahrscheinlich wird Nachts der Strom abgestellt. Also lausche ich dem Knattern der Schienen. Zwischendurch komme ich durch San Benedetto, wo das Wasser herkommt, das ich die ganze Zeit trinke.
Jetzt überlege ich, wie viele Zufälle aufeinandergetroffen sind, dass ich die beiden kennen gelernt habe: 1. wenn ich meine Tour nicht umgeschmissen hätte, den Olymp nicht zu besuchen, 2. wenn ich nicht in Paleafarsalos ausgestiegen wäre, weil dort angeblich so viele Busse nach Meteora fahren, 3. wenn ich meine Tour nicht ein zweites mal gestrichen hätte und Pompeji besucht hätte, 4. wenn der Zug von Bologna nach Florenz nicht 30 Minuten Verspätung gehabt hätte, 5. wenn der Busfahrkartenverkäufer einen anderen Campingplatz in Florenz genannt hätte (es gibt 4 Stück) und 6. wenn der Fahrkartenautomat nicht kaputt gewesen wäre, dann hätten wir nicht im gleichen Bus gesessen und wir hätten uns nie kennen gelernt. Komische Gedanken - komische Zufälle.
Bologna erreiche ich um kurz nach Mitternacht zum 3. mal (Höhepunkt) Gegen 3:00 Uhr geht es in einem völlig überfüllten Zug weiter. Auf dem Bahnhof habe ich aber erst einmal geschlafen. Gegen 6:00 Uhr komme ich in Venedig am Freitag, dem 06.08.99 (20. Tag) an.
Es ist faszinierend: die haben Rettungsboote, Postboote, Taxiboote, Busboote, Frachtboote. Alles was man von der Straße her kennt, haben die hier auf dem Wasser. Stark. Und dann diese ganzen kleinen Kanäle und Brücken. Wahnsinnig und überwältigend.
Von wegen Lippstadt, das Venedig Westfalens. Arschlecken. Wer hier gewesen ist, kann das nicht mehr behaupten, denn da ist gar kein Vergleich.
Und dann diese Stille. Wenn man etwas hört, dann das tiefe tuckern der Schiffe. Keine Autos, LKWs oder Roller. Nur Fußgänger und Boote. Nach Florenz ist es eine Wohltat.
Schade nur, dass es so nebelig ist, aber das gibt so eine schöne unheimliche Stimmung. Allerdings bin ich auch sofort nass. Ich weiß nicht, ob es nur der Nebel ist, oder ob ich so schwitze, denn warm ist es auch noch.
Nach etwas laufen finde ich ein Haus, dass auch in meinem Reiseführer aufgeführt ist. Allerdings hat sich der Preis verdoppelt. Meine teuerste Nacht (40.000 LIT). Das Haus ist supersauber, sieht toll aus. Deshalb kann ich die Dusche auch richtig genießen und danach wird erst einmal geschlafen.
Venedig ist ansonsten sehr dreckig. Sowohl Müll fliegt hier sehr viel herum, als auch tote Ratten, und natürlich schwimmt auf dem Wasser immer ein bisschen Öl. Das kann man aber wohl kaum ändern.
Gegenüber wohnt wohl eine etwas reichere Familie, denn gerade lüftet ein Dienstmädchen die Zimmer.
Gegen 14:00 Uhr mache ich dann einen Stadtrundgang. Es ist wirklich alles interessant hier. So viele kleine Gassen, viele Sackgassen, die dann vor einem Kanal enden. Es ist wirklich genau so, wie man es in Tomb Raider III sieht.
Auf dem Santa Marco ist alles voller Touristen & Tauben. Ich weiß nicht, was schlimmer ist. In jedem Café haben sie 4 bis 5 Musiker, die den ganzen Platz beschallen. Ich könnte ewig hier sitzen bleiben. Es ist wirklich romantisch.
Dann habe ich den Fehler gemacht, und bin um 17:00 Uhr zu dem Touristenhafen gegangen. Hier bekommt man zu der Zeit keinen Fuß auf den Boden. Na hoffentlich wird es dann bald leerer in der Stadt. Hier kostet ein Sandwich übrigens 3 mal so viel wie in dem kleinen versteckten Laden bei mir am Hotel.
Dann habe ich noch einen Abstecher zur Rialto-Brücke gemacht und bin dann zurück zum Hotel. In dem kleinen Laden habe ich mir noch ein Pfund Lasagne gekauft. Ich glaube, es ist die beste Lasagne, die ich in meinem Leben gegessen habe. Dazu klingt italienische Musik von meinen Nachbarn herüber.
Jetzt warte ich nur noch darauf, dass es dunkel wird, denn Venedig soll eine sehr unheimliche Stimmung haben im dunklen, genau so wie heute morgen im Nebel.
Interessanterweise bewegt sich so manche leere Wasserflasche auch mal gegen die Strömung in den Kanälen (ob da wohl ein paar Nagetiere im Spiel sind?).
Abends ziehen 'zig Putzkolonnen durch die Stadt und säubern alles per Hand (klar - Fahrzeuge kann man hier nicht gebrauchen). Das einzig unheimliche Nachts in Venedig ist, dass man nicht weiß, wo man ist. Da ich heute Nachmittag alles so gut gefunden habe, habe ich meine Karten (ich habe nur eine) im Hotel gelassen (ist ja nur Ballast). Nach einer guten Stunde habe ich den San Marco gefunden.
Auch hier sind, wie in jeder Gasse hunderte von Touristen.
Der Rückweg gestaltet sich noch schwieriger. Ich muss ja eigentlich nur zum Busparkplatz (der ja auch ausgeschildert ist), denn auf dem Weg liegt mein Hotel, aber zu der Beschilderung muss man sagen, dass sie von den ganzen Geschäften aufgestellt wurden, so dass man nicht auf dem direkten Weg ans Ziel kommt, sondern sich an jedem Geschäft vorbei bewegen muss.
Als ich dann das Hotel erreiche, ist es schon geschlossen. Ich habe es, so vermute ich, bestimmt zwei mal großzügig umrundet. Die Luftlinie vom San Marco bis zum Hotel ist 300 Meter lang. Das ist also das unheimliche an Venedig.
Obwohl es das teuerste Hotel war auf meiner Tour,
verbringe ich die Nacht wohl im Freien. Am Bahnhof (dorthin zieht es einen
doch immer wieder zurück) treffe ich 2 Deutsche, die kein Geld mehr
haben. Aus Sicherheitsgründen erhalten sie die von dem Geldautomaten
einbezogene EC-Karte nicht mehr zurück. Die beiden "siezen" mich übrigens,
was ich ihnen natürlich schnell abgewöhnt habe. Aber scheiße,
was muss ich alt aussehen.
Wir verbringen die Nacht zusammen auf diversen
Parkbänken. Am Morgen (Samstag, 07.08.99
- 21. Tag) gebe ich Ihnen 10000 Lire, damit sie wenigstens zu Hause
anrufen können, mehr kann ich ja auch gar nicht für sie tun.
Als ich um halb acht das Hotel betrete, grinst mich der Portier an und
fragt mich, soweit ich sein italienisch verstanden habe, ob ich die Nacht
draußen verbringen wollte.
Was ich in der Nacht aber in Erfahrung gebracht habe (für alle, die nach Venedig fahren wollen), besorgt Euch den Rolling-Venice-Paß. Er kostet 5000 Lire und besorgt Euch eine Menge Vergünstigungen. Das Hotel hätte mich so nur 36000 Lire gekostet. Und Venedig hat die bisher größten Kellerasseln, die ich gesehen habe. Sie sind mehr als doppelt so groß, wie unsere deutschen.
So sitze ich dann um 9:50 Uhr im vollklimatisierten Zug Richtung Siofok. Die Schriftzeichen sind kyrilisch, also kann ich leider nicht lesen, woher der Zug kommt. Die Züge in Griechenland sind übrigens alle "Made in Germany". Jetzt mache ich mich auf einen langweiligen Tag gefasst. Gegen 12:30 Uhr bin ich in Triest, der letzten Station in Italien. Auf Wiedersehen, Du wundervolles Land mit Deinen tollen Touristen.
Die Nordspitze der Adria ist ziemlich dreckig. Vielleicht ist es doch besser gewesen (auch vom Wetter her), dass ich nicht nach Kroatien gefahren bin. Jetzt erst mal in die Slowakei. Um mich herum sitzen 4 Slowakinnen. Ob sie den Griechinnen den Rang ablaufen können? Ich glaube nein.
Am Zoll haben wir eine Stunde gebraucht, weil wohl jemand keinen gültigen Ausweis dabei hatte. Ihn haben wir einfach zurückgelassen. Was er wohl macht? Toll, da wollen sie ein selbständiges Land sein und stellen sich wegen irgendwelcher Kleinigkeiten an.
Slowenien sieht ein wenig so aus wie das Sauerland. Manchmal aber höher und steiniger. Außerdem Mischwald und keine Zäune - alles offen. Zum Herumlaufen traumhaft schön. Auch sieht man, nach dem trockenen Süden wieder sehr viel Grün.
Der Zug ist wirklich super. Das einzige was man hört, ist das Surren der Klimaanlage und das, obwohl die Schienen nicht sehr zuverlässig aussehen. Von Ljubuljana bis Zibora Most schlängelt sich die Bahn an einem Fluss entlang durch ein tiefes Tal. Tolle Aussicht, das Auge fährt schließlich mit. Was nur dumm ist, wenn die Lok gewechselt wird, was häufig vorkommt, heizt sich der Waggon sehr schnell auf und es treibt allen den Schweiß aus den Poren. Ja schade, dass man keine Fenster öffnen kann.
Obwohl ich etwas unsicher war, ob mein Ticket in dem InterRegio zählt, gibt es keine Probleme. Ca. 10 andere Touristen müssen aber etwas nachbezahlen. Keine Ahnung was da los ist. Vielleicht mache ich später mal eine Runde durch den Zug und frage nach, was Sache war. Die Leute sehen sehr "russisch" aus: versteinerte Mienen - harte Gesichtszüge - ein wenig unheimlich. Gegen 17:30 Uhr höre ich einen österreichischen Sender. Es läuft Eifel 65 - Blue. Das erste mal, seit Gwen es 8 mal in Florenz gepfiffen hat, höre ich es. Und das erste mal seit drei Wochen, dass ich eine deutsche Stimme im Radio höre. Der Sender heißt Eremie-Radio und ist österreichisch. Und das erste mal wieder Nachrichten seit drei Wochen. Seltsam, es ist nicht viel geschehen. Es ist Samstag, und wie in Deutschland auch, spielen sie in Österreich auch die Charts. Ja, es ist ein schönes Wochenende.
Eine Gemeinsamkeit mit den Griechen lässt sich schnell feststellen: sie lassen ihren Müll auch überall herumliegen. Wenn ich an den ausgebrannten Wagen in Athen denke, ist es eigentlich nicht witzig.
Die nächste Grenze gegen 18:30 Uhr: Slowenien/Kroatien. Jetzt nutze ich das erste mal die 2. Zone meiner Fahrkarte. Im Radio läuft gerade: "Money don't matter tonight" von Prince. Zwei mal war es bisher Motto: mit Almar auf der Fähre und letzten Dienstag, als die Französinnen Geld geholt haben und Lire mit Euro oder France verwechselt haben, und deshalb viel zu viel Geld hatten nämlich eine halbe Millionen Lire.
Um 19:15 verlasse ich Kroatien und beginne mein Abenteuer in Ungarn. 4 Länder an einem Tag (Höhepunkt). Die Zöllner wollen alles genau wissen, woher, wohin und warum. Aber was soll ich da groß erzählen? Die Koffer werden auch sehr genau betrachtet. Die Rucksacktouristen weniger.
Da der Zoll sehr lange dauert (es wird auch wieder die Lok gewechselt), habe ich genug Zeit, aus dem Fenster zu sehen. Hier sind zwei geerdete, aber gut isolierte "Ritterlanzen". Erst dachte ich, die sind dafür da, um den Stromabnehmer der Lok anzuheben, oder so, aber damit legen die die Oberleitungen auf Null, damit manche Stellen Stromlos sind. Unglaublich. Die Hitze macht einem jetzt aber wirklich zu schaffen und die beiden Portugiesen, die ununterbrochen am singen sind, gehen mir so ein bisschen auf den Sack. Entschuldigung. Gegen 20:00 Uhr geht es endlich weiter. Die Klimaanlage läuft wieder!!!!
Draußen wird es wieder langsam dunkel (so richtig mit Dämmerung). Ja der Norden hat mich wieder. Jetzt heißt es, sich auf die Bahnhöfe konzentrieren, damit ich meinen nicht verpasse. Da der Zug auch über eine Stunde Verspätung hat, kann ich wirklich nicht erkennen, wann ich Siofok erreiche.
Mit Hilfe eines Ungarn, der mir gegenüber sitzt und dem Schaffner, der sehr stolz darauf ist, dass er auch deutsch reden kann, ist eigentlich gar nicht so schwer. Noch drei Stationen!!
Gegen 22:00 Uhr erreiche ich Siofok und die längste Zugfahrt am Stück (Rekord) geht zu Ende. Ich frage den Bahnhofsvorsteher nach einem Campingplatz, denn Siofok soll sieben Stück haben. Er sagt ca. 5 km an den Schienen entlang. Also los. Es regnet in Strömen, und nach einigem hin und her habe ich die Schnauze voll. Ich bin eine Stunde ohne ein Ziel gefunden zu haben, herumgelaufen. Auch die Hotels sind alle voll. Mit schwindendem Tourismus haben sie keine Probleme hier.
Ich erreiche eine Wiese, auf der ein paar Wohnmobile stehen und ungarische Autos. Neben einem kleinen Zelt, baue ich meins einfach auf und schlafe. Es ist nicht sehr angenehm, da alles nass ist und ich auch völlig durchweicht ist. Auch die Ungewissheit, dass ich nicht weiß, wo ich bin, lässt mich sehr unruhig schlafen. Dumm ist auch, dass ich keinen "Pfennig" ungarisches Geld habe. Die 25000 Lire bringen mich hier wahrscheinlich nicht weiter. Aber wollen wir den nächsten Tag mal abwarten. Während ich einschlafe höre ich den Regen auf mein Zelt trommeln und in der Nähe höre ich die Wellen des Balatons. So werde ich doch ganz schnell wieder ruhig. Allerdings wache ich oft auf, da viele Autos auf den Platz fahren und immer sind Stimmen in einer mir unbekannten Sprache zu hören.
Gegen 07:30 Uhr wache ich auf. Es ist Sonntag, der 08.08.99 (22. Tag). Jetzt sehe ich mir erst einmal den Platz an. Es ist ein Parkplatz, direkt am See mit Toiletten und Kiosk. Super. Geld kann mir also keiner abnehmen. Die Sonne scheint, und mein Zelt ist auch schon fast wieder trocken, denn ist schon richtig warm geworden. Die Sachen, sind natürlich noch nass, aber im Laufe des Morgens sollen sie wohl wieder trocken werden.. Ich packe meine Sachen zusammen und laufe weiter den Schienen entlang. Ja, nach 2 km ist er endlich da: Mein Campingplatz "Golden Lake". Er ist absolut überfüllt, liegt aber auch schön mit eigenem Strand am See. Nachdem ich alles aufgebaut habe und geduscht habe, sehe ich, dass ca. 30 Personen Schlange stehen um auf den Campingplatz zu kommen. Hahaha, der frühe Vogel fängt den Wurm, denn es kommt immer nur einer auf den Platz, wenn jemand anderes abreist.
Auf dem Weg in die Stadt komme ich wieder an meinem Parkplatz vorbei. Jetzt ist mir alles klar. Der Parkplatz ist für die ganzen Badebesucher da. Alle paar hundert Meter befindet sich so ein Parkplatz- alle mit Kiosk und Toilette. Hier zelten dann wohl auch die Ungarn, damit sie den ganzen Tag am Meer verbringen können. Der Parkplatz ist jetzt aber brechend voll. Hier hätte ich mein Zelt aber nicht mehr hinbekommen. Jaja, der Balaton hat viel mit dem Ballermann gemeinsam: die Einheimischen sprechen deutsch, tagsüber lungern alle am Strand herum, nachts treiben sich alle in den Diskos herum, die sogar noch ein bisschen bunter sind, als die auf Mallorca.
Und wieder ein Höhepunkt (außerhalb der Wertung): Ungarn hat die hübschesten Mädchen, die im Alter leider auch zu den dicksten Frauen werden, was sie aber nicht davon abhält, die knappsten Bikinis anzuziehen, was sie somit zu den interessantest anzusehenden aber auch schamlosesten Frauen macht. Außerdem tragen die jungen Dinger die wohl kürzesten Röcke, die ich bisher gesehen habe.
Das Essen ist ein paar Mark billiger als bisher. Bier kostet 0,5l 2,- DM. Schmeckt aber ein bisschen lasch. Ich musste schon morgens eins nehmen, weil es an dem Stand nichts anderes mehr gab. Meine Überlegungen ein Fahrrad zu leihen, zerschlage ich, als ich den Bus zurück zum Campingplatz nehme: 60 Pfennig. Das Kilo Nektarienen kostet 2,- DM. Da werde ich aber satt von. Und lecker sind sie.
Der Campingplatz ist zu 50% von Deutschen belegt, die fast alle aus dem Osten kommen. Das deutsch, dass die Ungarn sprechen, hört sich auch eher sächsisch an. Die andere Hälfte der Camper sind Ungarn (mutig). Hier zählt das nackte Überleben: wer morgens keinen Alkohol verträgt, verliert!!
Ich lege mich erst mal ein bisschen vors Zelt, wenn die ganzen Ameisen nur nicht wären. Sie sind der Grund, weshalb ich zum Strand gehe (Rasenstrand). Er ist rappelvoll, trotzdem finde ich ein Fleckchen, wo ich mich hinlegen kann. Wahrscheinlich hat an diese Stelle gerade ein Hund hingepinkelt - aber egal - keine Ameisen. Hier bestätigt sich auch mein Urteil, dass Ungarn die hübschesten Mädchen hat. Auch hier ist ähnlich wie auf Mallorca, denn auch hier gibt es Reklameflugzeuge. Sogar eine Wasserskianlage gehört zum Campingplatz.
Doof nur, dass sich auf dem Campingplatz alles auf dem Boden abspielt, denn es gibt keine Sitzmöglichkeiten. Ach, wie gerne denke ich an die ungemütliche Bank auf dem Campingplatz in Florenz. Die Radiosender bringen jede Stunde auch einmal Nachrichten in Deutsch. So verliere ich nicht den Kontakt zur Heimat. Ansonsten herrscht auf dem Campingplatz wohl ein ungeschriebenes Gesetz: Männer oben ohne, Frauen nur im Stringtanga.
Abends noch mal fürstlich gespeist: Gyros, Pommes, Cola (6,- DM), noch Obst gekauft (billiger als in der Stadt). Vor dem Campingplatz warten 'zig Taxen darauf, die Touristen mit in die Stadt zu nehmen. Auch eine Menge Einheimischer wartet darauf, eine Touri-Braut abschleppen zu können. Doch die stark aufgebrezelten Dinger warten alle auf den Bus (schade um die Kavaliere). Noch eine Runde über den Strand gedreht und um 9 Uhr schlafen gegangen. Waren ja auch ein paar anstrengende Tage und vor allem Nächte.
Am Montag, dem 09.08.99 (23. Tag) wache ich gegen 07:30 auf. Nach einem Tag nichts tun, beschließe ich nach Budapest zu fahren um vielleicht ein wenig Kultur aus Ungarn mit nach Deutschland zu nehmen.
Mit einem Bummelzug geht es um 9 Uhr los. Er hält wirklich überall. Dadurch merke ich, dass direkt am Campingplatz auch ein Bahnhof ist, dann kann ich den ja auf dem Rückweg nehmen (wieder 60 Pfennig gespart).
Budapest ist englischer als der Rest von Ungarn. Mit deutsch kommt man nicht so gut durch. Ansonsten ist es sehr modern und wirklich sehr westlich eingestellt. Es erinnert stark an den Ku'Damm in Berlin.
Außer Konkurrenz war ich bei Burger King essen. Ein komplettes Menü kostet 4,- DM, aber der Whopper ist auch ein ganzes Stück kleiner als bei uns in Deutschland. Die Ungarn scheinen nicht viel zu essen. Danach geht es ziellos weiter durch die Straßen.
In einer Kneipe, in die ich nicht gehe, um etwas zu trinken, sondern um auf Toilette zu gehen, stehen 4 Politessen (Männer und Frauen, aber ich weiß nicht, wie männliche Politessen heißen) und spielen so ein Automatenspiel. Jaja, die Arbeit erledigt sich meistens von ganz alleine, denn früher oder später sind die Autos wieder weg. Wenn die in Lippstadt doch auch mal so wären.
Am Moskauer Platz (ich hoffe, er heißt so, im original heißt er Moskva Ter) geht es dann doch noch mal in einen McDonalds, um einen Ungarn mit im Programm zu haben.
In einem völlig überfüllten Zug geht es dann wieder Richtung Heimat. Da ich meinen Camping-Platz-Bahnhof nicht erkannt habe, bin ich bis Siofok durchgestartet. Da ich keine Lust darauf habe, eine Stunde auf den Bus zu warten, gehe ich das Stück zu Fuß. Am Campingplatz bin ich dann auch fix eingeschlafen.
Um 6 Uhr bin ich dann am Dienstag, dem 10.08.99 (24. Tag) wachgeworden, weil die Disko-Heimkehrer so laut waren. So konnte ich in Ruhe erst einmal Wäsche waschen. Danach habe ich mich auch erst wieder hingelegt und bis 10 Uhr geschlafen.
Da habe ich erst mal ausgiebig gefrühstückt: Milch mit Quarktaschen (in Quarktaschen muss nicht immer Quark sein, stelle ich gerade fest). Danach eine Focus gekauft (ist zwar nicht meine Zeitung, ist aber das aktuellste, was es hier zu kaufen gibt) und Batterien, denn auf diesem Campingplatz sehe ich schwarz mit dem Aufladen. Ein 4-er-Pack von Sony kostet auch nur 2,60 DM. Demnächst starte ich meine Touren hier, um mich erst einmal mit Batterien einzudecken - für das Geld kann man sie ja nicht mal laden. Dann geht es ab an den Strand.
Man kann nur zwei Körperhaltungen einnehmen: liegen oder stehen - was freue ich mich wieder auf einen Stuhl. Auch das Schwimmen im Plattensee klappt nicht so gut, denn der Plattensee heißt Plattensee, weil er so platt bzw. so flach ist. Vom Pförtner habe ich erfahren: an tiefster Stelle 3 m. So landet man beim Schwimmen immer auf einer Sandbank und muss sich wie eine Robbe wieder in tieferes Gewässer quälen.
Ich gehe zum Zelt zurück, um meine Wäsche, die ja immer noch zum trocknen aushängt, zu kontrollieren. Außerdem interessiert es mich doch ein bisschen, wie spät es eigentlich ist. Oijoijoi, hier vergeht die Zeit aber schnell.
Schnell vergeht sie sowieso, als ich vor 3 Wochen mit dem Zug (noch in Deutschland) unterwegs war, da lief Eifel 65 als Geheimtip aus Italien und jetzt lese ich, es ist Platz 2 in Deutschland.
Einstein hatte recht, dass manche Zeiten schneller gehen als andere. Interessanterweise treffen wir uns trotzdem wieder, obwohl wir ja in verschiedenen Zeiten leben, bis auf die, die von uns gegangen sind, die treffen wir so schnell nicht wieder.
Am Strand zurück esse ich noch eine Pizza (für 5,50 DM). Schmeckt wirklich super. So richtig fettig, wie ich es liebe. Überhaupt, die schlechteste Pizza habe ich in Italien gegessen, das schlechteste Gyros in Griechenland und die Gulaschsuppe, werde ich heute Abend testen. Aber das Eis in Italien war super (wenn auch sehr teuer).
Da es nach Regen aussieht, verziehe ich mich in das Zelt zurück und höre Radio. Oh, sie bringen gerade das Wetter für den Balaton: um 18:30 Uhr 30°C Luft und 27°C Wasser und Unwetterwarnung Stufe 2 wegen Wind. Na, das soll ja gemütlich werden. Vielleicht bleibe ich heute Abend besser zu Hause und passe auf das Zelt auf, anstatt in die Disco zu gehen. Aber erst mal abwarten, ich habe ja noch Zeit.
Von wegen Zeit haben, vor einer Woche bin ich mit Gwen und Nathalie im Meccano in Florenz gewesen. Es kommt mir vor, wie gestern. Aber so ist Dienstag Disco-Tag.
Der Wind teilt die ganzen Touristen in 4 Gruppen: die 1. Gruppe spannt die Zelte nach und sichert alles ab, die 2. Gruppe trinkt Alkohol und sieht der 1. Gruppe bei Ihrer Arbeit zu. Die 3. Gruppe befindet sich im Wasser und erfreut sich mit Luftmatratzen und Schlauchbooten an den Wellen. Witzig dabei ist, dass sich die Schlauchboote und Luftmatratzen schnell selbständig machen, und die Besitzer dann hinterherschwimmen müssen, um ihr bestes Stück zurückzubekommen. Die 4. Gruppe wiederum trinkt Alkohol und sieht der 3. Gruppe zu. Ich bin ein Mischmasch aus 2. und 4. Gruppe. Bei der 3. Gruppe fällt mir auf, dass sie alle eine relativ feine Abendgarderobe getragen haben, bis sie sich auszogen und was drunter trugen? Badesachen! Komische Sitten in diesem Land.
An der Strandbude beginne ich langsam vorzuglühen und mein Entschluss steht jetzt fest: heute Abend Disco mit vorheriger Gulaschsuppe. Die gibt es auch im 1-Liter-Topf, wovon allerdings die Hälfte durch Kartoffeln abgedeckt ist. Aber sie ist himmellecker.
In der Disco lasse ich mich 2 Stunden lang mit Hardcore-Techno zudröhnen. Nicht so toll. Da will ich gerade gehen, da höre ich doch noch andere Musik. Oh, eine zweite Tanzfläche. Hier gefällt es mir dann auch ein ganzes Stück besser und ich halte es noch einige Stunden aus.
Der Bus um 3 Uhr zurück zum Campingplatz war so voll, das sie Extrabusse einsetzen mussten. Da kann sich der Nachtbus mal etwas von abschneiden. Aber klar, für 60 Pfennig fahren alle Bus. Bei uns müsste ich für das kurze Stück 4,- DM bezahlen. Das ist ja auch zu teuer. Ich vermute aber, dass wenn der Bus bei uns auch nur 60 Pfennig kosten würde, sie bestimmt 10 mal so viele Fahrgäste hätten, womit die Busse wieder mehr verdienen würden, als sie es jetzt tun.
Gegen 6 Uhr bin ich dann wieder wach geworden. Schade es regnet in Strömen, und das, wo heute Sonnenfinsternis ist. Außerdem will ich heute abreisen und habe dann ein Klatschnasses Zelt. Na Super!! Auch das Handtuch, was noch zum trocknen draußen hing, trieft nur so. Frustriert schlafe ich wieder ein.
Als ich um 9:00 Uhr am Mittwoch, 11.08.99 (25. Tag) aufwache, haben wir wieder strahlenden Sonnenschein. Vielleicht kriege ich meine Sachen ja doch noch trocken. Erst mal frühstücken und versuchen zu bezahlen. 1,5 Stunden musste ich am Ausgang warten, weil heute wohl alle abreisen wollen. Außerdem sind die beiden Schnecken auch recht langsam. Aber so hat es der Kunde ja gerne, wenn man sich ausführlich mit ihm befasst. Zum Glück ist heute, wegen dem Chaos und der Sonnenfinsternis die Abreise bis 17 Uhr erlaubt. Das kommt mir ganz gelegen.
Dann gehe ich erst mal an den Strand, um mir die Sonnenfinsternis anzusehen. Es sieht wirklich witzig aus, dass all die Menschen, die hier auf mich warten, mit dem Gesicht nicht zum Wasser sondern zum Land herumsitzen, weil sich die Sonne dort aufhält.
Bevor es wieder richtig warm wird, baue ich schnell das Zelt ab. Die Sachen sind auch alle trocken geworden. Na das ist doch noch ein Supertag geworden.
Die Busse in die Stadt sind absolut überfüllt und in Siofok ist der Teufel los. So viele Menschen. An vielen Ecken werden Theaterstücke aufgeführt (da ich die Sprache nicht spreche, kann ich gar nicht sagen, ob sie von der Sonnenfinsternis handeln - zumindest wird sehr viel dabei gelacht).
Zwischendurch esse ich noch eine Menge, denn schließlich muss das Geld ja auch noch weg.
Am Bahnhof muss man etwas dreister sein: einfach rein hinter den Tresen in der Gepäckaufbewahrung, denn sonst will hier keiner arbeiten.
Am Bahnsteig sehe ich einen alten Waggon mit kyrillischer Schrift. Rein darf ich nicht, überall stehen Kontrolleure herum. Nachdem ich ihn mir von außen etwas genauer betrachtet habe, stelle ich fest, dass der ganze Zug nostalgisch ist, inklusive 2 Dampfloks. Überall zischt und dampft es. Ein bisschen unheimlich ist es schon, ob die alten Schätzchen dem Druck noch gewachsen sind? Der Zug ist übrigens für die wohlhabenderen Budapester vorbehalten, die einen Tagesausflug nach Siofok gemacht haben, um die Sonnenfinsternis hier zu sehen.
Mit 20 Minuten Verspätung läuft mein Zug endlich ein. Der ist leider schon sehr voll, sowie der Bahnsteig auch. Trotzdem passen alle irgendwie rein.
Die nächsten 3 Stunden stehe ich wirklich ohne mich zu bewegen, so voll ist es. Was bin ich froh, dass ich nicht auf Toilette muss. An einigen Bahnhöfen müssen wir Gäste zurücklassen, die es nicht weiter verkraften. Auch müssen Leute an den Bahnsteigen stehen bleiben, weil wirklich kein Platz mehr ist. Dort ist ein Geheule und Geschrei - zum Glück bin ich drin - auch wenn ich mich momentan nicht so wohl fühle. Nur die härtesten kommen durch. Das war wohl der vollste Zug (Rekord). Und wieder denke ich an die Alex-McGuyver-Show: wie viel kann ein Mensch ertragen?
An der Slowakischen Grenze wurde es dann besser. Ab Bratislava konnte ich dann auch schlafen, wenn auch sehr unruhig, da sehr komische Gestalten in meinem Abteil saßen. Ein Ehepaar, er Trinker und Raucher, sie ein richtiges Mütterchen, stritten sich die ganze Nacht.
Um 5:30 Uhr am Donnerstag, 12.08.99 (26. Tag) erreiche ich Prag. Sehr schnell erkenne ich, dass alle Unterkünfte erst ab 10 Uhr aufmachen um Leute aufzunehmen, da die meisten voll sind. Na super.
Ich laufe mit dem Rucksack quer durch die Stadt und verliere die Kontrolle, wo ich überhaupt bin, bis ich gegen 10 Uhr den Hauptbahnhof erreiche. Puuh, alles wieder in Ordnung. Hier bringt mich auch ein Tscheche auf den richtigen Weg zu einer Unterkunft.
ALs ich die erreiche, stelle ich fest, dass ich nur ein paar Meter daran vorbeigelaufen bin. Das ist besonders ärgerlich, denn hier hätte ich rund um die Uhr einchecken können. Es ist eine "umgebaute" Schule. In einem Zimmer stehen 20 Betten nur mit Luftmatratzen bedeckt. Den Rest muss man selber mitbringen, aber ich habe alles dabei.
Ein Frühstück mit Spiegeleiern, Schinken, viel Brot, Marmelade und 2 Tassen Kaffee kostet 5,- DM. Für eine Nacht bezahle ich 12,- DM und alles mitten im Zentrum. So kann man doch gut Urlaub machen.
Prag ist sowieso toll. So alt und doch so modern. Es gibt hier alles, was es auch bei uns gibt, nur ca. 25% billiger. Da meine Karten streiken (später habe ich erfahren, dass in Münster ein Rechner ausgefallen ist), kommt es mir sehr entgegen. Mit VISA bekomme ich hier aber auch Geld - alles kein Problem!!
Einen weiteren McDoof-Test mache ich am Nationalmuseum (wie ich später erfahren habe, ist es der Wenzelsplatz) und bin sehr zufrieden. Allerdings rannten sehr komische Leute dort rum: ein alter, aber reicher Asiate mit seinen 2 Frauen und (vermutlich) ein Amerikaner, der nicht gesprochen hat, sondern nur bergeweise von dem Futter in sich hineingestopft hat. Seine Freundin hat versucht mit ihm zu sprechen, aber er zeigte überhaupt keine Reaktion. Nur Essen, Essen, Essen...
Da 5 Uhr ist (kein Bier vor vier) und ich in der Tschechei bin, trinke ich mir erst einmal ein Bier. SUPER!
Nachdem ich mich verlaufen habe (schon das zweite mal in dieser Stadt), erreiche ich entsprechend spät meine Unterkunft. Dort stoße ich auf einen Kanadier und drei Französinnen, die sich aber sofort auf den Weg machen um die Stadt zu erkunden.
Ein weiterer Kanadier mit dem lustigen Namen John Paul George Ringo Wayne liegt bei mir auf dem Zimmer. Zusammen mit drei Finninnen (Laura, Liz und Susan) verbringe ich dann den Abend. Alle genießen sie ihre letzten Schulferien, denn sie gehen das letzte Jahr zur Schule.
In einer Kneipe verlieren wir John und Liz (sie haben sich wohl abgesetzt). Die anderen beiden wollen nach Hause, also führe ich sie (ja, ich habe meinen Instinkt wieder gefunden). Allerdings vertrauen sie mir nicht so ganz und versuchen ein Taxi zu kapern, was ihnen auch gelingt. Ich bin heilfroh, dass ich nicht mehr laufen muss und auch, dass ich mich von ihnen ein bisschen bemuttern lassen kann.
Für das Taxi bezahlen die beiden Finninnen 150 Tschechische Kronen also 7,50 DM und das zu der Zeit.
Am Freitag, dem 13.08.99 (27. Tag) wache ich mit brummenden Schädel wieder auf. So ein richtiger Kater ist es nicht, aber so wohl fühle ich mich auch nicht. Der Kanadier ist schon unterwegs. Jaja, er ist ja auch noch jung. Naja, erst einmal frühstücken gehen. Dort lerne ich die wohl verrücktesten Leute kennen auf meiner Tour:
2 Italiener: so etwas habe ich noch nicht erlebt. Die beiden Italiener sind Kammerjäger und sprechen ein grausames Englisch. Sie erzählen die ganze Zeit, dass irgendwer von deren Bekannten die ganze Nacht nackt unten im "Hotel" herumgesprungen ist. Mit diesem Bekannten und dessen Freund, wollen sie eine Band aufmachen: "The Anal Maniacs". Dann kommen 4 Finnen und 1 Finnin herein. Das Geschrei ist groß, denn das sind die bekannten der Italiener.
Die Finnen feiern heute alle Geburtstag, d.h. sie schenken sich im Laufe des Tages irgendetwas zur Überraschung. Der erste bekommt einen Damenschlüpfer, den er natürlich sofort über seine Sachen anzieht. Sexy. Einer hat sowieso schon. Einer der Finnen hat eh schon einen BH über seinen Sachen an, den er als zusätzliche Taschen missbraucht. Gute Idee.
Da die beiden Italiener zusammen mit 2 Engländerinnen zu einem Schloss fahren wollen und die Finnen zu einem Freizeitpark raus wollen, trenne ich mich von Ihnen allen so gegen 13 Uhr (mein Gott, wie lange habe ich denn gefrühstückt?).
Im Flur treffe ich eine von 3 Finninnen von gestern Abend. Sie liegen noch im Bett und allen geht es dreckig. Im Zimmer treffe ich auf John. Er war mächtig stolz auf mich, denn er sagte, als er ins Zimmer kam, hätte es fürchterlich nach Jägermeister gestunken, von dem wir am Abend vorher reichlich getrunken hatten.
Dann mache ich mich auf den Weg in die Stadt, um mir für meine letzte nacht (im Zug) noch etwas Verpflegung zu besorgen. Außerdem muss ich herausfinden, wo der Bahnhof ist, von dem mein Zug abfährt (Prag hat mehrere Bahnhöfe).
Ich bin gerade 100 m vom Haus entfernt, da treffe ich sie: die fünf Finnen. Sie sagten, sie wollten erst noch zu Mittag essen und dann erst los. Ich begleite sie. Ante (Anal Ante) hat in einem Second-Hand-Shop erst einmal ein paar Trikots für seine band gekauft. Hemden in der Größe XXS. Richtig süß sehen die aus.
Mit einer Flasche Rum bewaffnet, machen wir uns weiter in Richtung Innenstadt auf den Weg. Unterwegs nimmt Jannie einen Stein auf und schon haben wir Rum on the Rocks (schmeckt aber genau so).
An einem Haufen mit frisch gemähten Rasen macht Jannie einen Hechtsprung mitten in den Haufen hinein. Über und über mit Gras bedeckt, zieht er sich erst einmal aus und legt sich nackt in den Haufen hinein. Die umherlaufen Touristen und Passanten trauen ihren Augen nicht und es kommt zu einem Auflauf. Er nimmt noch eine Steinplatte in die Hand und schon haben wir eine Statue.
Nachdem wir ein bisschen Shoppen gewesen sind, erreichen wir In der Innenstadt eine Skulptur von einem Musikinstrument (ca. 20 Meter lang - also ein Riesending). Markus ("Masturbating Markus" - auch ein Mitglied der Band) zieht sich nackt aus und klettert darauf herum. Die Leute staunen wieder nicht schlecht.
Dann geht es erst einmal richtig fein Essen - so ein Nobelrestaurant mit piekfeinen Gästen - so ganz passen wir nicht dorthin.
Später setzt sich Jannie an eine Hauswand um sich auszuruhen. Da kommt sofort ein Polizist an, und sagt ihm, dass herumlungern hier verboten ist. Ein wirklich seltsames Land mit komischen Gesetzen - aber es macht Spaß!!
Gegen 16:00 Uhr wollen wir uns hinter der Karlsbrücke in einen Park legen (sie sind vor einem Jahr schon einmal hier gewesen und kennen sich deshalb aus). In einem Café, kurz vor der Wiese treffen wir die Italiener "Pierro Riccano" und "Fucking Animal Christiano". Sie sitzen mit den beiden Engländerinnen dort und lassen sich schon wieder vollaufen.
Eigentlich will ich ja noch ein paar Besorgungen machen, aber nach einem kurzen Schläfchen auf der Wiese geht es mir wieder super und Ante und ich machen uns auf den Weg zu den beiden Italienern und Engländerinnen (aber nur für ein Bier).
Ante bestellt extra ein kleines Bier für seinen Teletubby Tinkywinky. Der Kellner will ihm aber keins bringen. Also geht er rein, und holt für Tinkywinky ein kleines Glas Bier. In dem Café sind sie, so glaube ich, nicht sehr glücklich über unseren Besuch.
In Italien gibt es übrigens nur Seemannsfilme. In jedem Programm zu jeder Zeit läuft Popeye, deshalb kennen sie Tinkywinky und die Teletubbys nicht. Ante erzählt, dass sie sich in Finnland auch nur morgens völlig besoffen solche Sendungen ansehen. Das aber regelmäßig. Er ist Kindergärtner und hat von seinen Kindern für diesen Urlaub das Ding geschenkt bekommen. Was zu Anal Ante auch passt: Tinkywinky spricht, wenn man ihm zwei Finger in den Hintern schiebt.
Nach wirklich nur einem Bier trenne ich mich von Ihnen. Fest steht aber: nächstes treffen wir uns wieder: gleiche Zeit, gleicher Ort - wieder an einem Freitag dem 13.
Komisches Gefühl, wenn man weiß, dass man sich wirklich nie wieder sehen wird. Naja, ich kannte sie ja erst ein paar Stunden, aber trotzdem. Was mich wundert, was spielt das Mädchen für eine Rolle in der Gruppe, da sie sehr vernünftig und ruhig war, passte sie da gar nicht in die Gruppe. Allerdings störte es sie auch nicht, wenn ihre Jungs mitten in die Stadt pinkelten. Seltsam.
In der Fußgängerzone treffe ich auf die 3 Finninnen vom vorherigen Abend (wie klein ist Prag eigentlich, dass ich die paar Bekannten, die ich habe, auch treffe). Sie haben immer noch Kopfschmerzen.
Ich laufe fix zum Hotel, packe meine Sachen und mache mich auf den Weg zum Bahnhof (den ich zum Glück sofort finde). Jetzt wird es aber auch wirklich Zeit. Ich trage die letzte Fahrt in die letzte Spalte in meinem Interrailticket und ab an die Grenze Devin.
In Devin angekommen, stelle ich fest, dass es doch noch ein paar Kilometer sind bis an die Grenze. Scheiße.
Im Warteraum, der zum Glück nicht abgeschlossen wurde, verbringe ich die Nacht. Zum Glück deshalb, weil es arschkalt wird. Auch in der Wartehalle. Das erste mal habe ich eine lange Hose an und trotzdem friere ich wie verrückt. Da ist nicht viel mit Schlafen.
Am Samstag, dem 14.08.99 (28. Tag), habe ich dann morgens noch ein paar Kronen für Essen ausgegeben (ein belegtes Brötchen kostet 20 Pfennig). Dann ab in die Bahn nach Bad Schandau (endlich wird es wieder wärmer).
Um Punkt 7:29 betrete ich nach 26 Tagen das erste mal wieder deutschen Boden. Ein kleiner Schritt für mich, aber ein großer Schritt für Deutschland - wir werden sehen.
Im Zug von Bad Schandau nach Dresden ist nicht viel los, aber in Dresden strömt so eine laute Gruppe in den Zug. Ich weiß genau, dass ist so eine Gruppe, die mich den ganzen Tag begleiten wird. Allerdings ist der Zug auch nicht so voll, so dass wir uns locker aus dem Weg gehen können.
Ab Leipzig wird der Zug dann voll (der Leipziger Bahnhof ist übrigens phantastisch geworden - wenn ich daran denke, wie er 1990 ausgesehen hat...). Da ich allerdings früh dran bin, bekomme ich auch einen Sitzplatz. Von der Gruppe keine Spur - also doch geirrt.
In Halle treffe ich dann die Gruppe wieder. Also hatte ich doch recht. Der Zug ist, als er einläuft, schon rappelvoll. Das sollen mir ja lustige 3 Stunden werden. Nach und nach lehrt sich der Zug und in der letzten Stunde bekomme ich sogar einen Sitzplatz - inmitten der Gruppe. Sie haben eine Tschechei-Slowakei-Tour gemacht und waren ziemlich gestresst, da sie die letzten beide Nächte von den Schaffnern und Zöllnern auf Trab gehalten wurden. Sieben mal in einer Nacht mussten sie ihre Passports zeigen. Außerdem mussten sie Strafen von 45 $ bezahlen. Keiner wusste wofür, aber was tut man nicht alles bei den Männern in Uniform. In Kassel trenne ich mich dann aber von ihnen, denn sie wohnen hier (ich hatte also doch nicht recht - keine Gruppe, die den ganzen Tag mit einem fährt).
Allerdings steigt ein Pärchen ein, dass mit mir zusammen die Grenze in Bad Schandau überquert hat. Also gibt es sie heute doch, die Tages-Begleit-Leute. Auch sitzt hier eine Frau mit Micky-Mäusen auf den Ohren. Sie sieht auch sehr gestresst aus, obwohl es in diesem Zug sehr friedlich zugeht. Abgesehen von einer, die nicht am Gang sitzen will und eine andere will auf keinen Fall ihr Gepäck ins Gepäcknetz legen. Aber komische Leute habe ich ja zu genüge gesehen.
Nach einer langweiligen Fahrt erreiche ich dann nach langer langer Zeit Lippstadt wieder.
Und es regnet!!!!!
Ort | Preis | sonst | gut | schlecht | Bemerkung |
D/Lippstadt/Bahnhofstraße | 8,49 DM | - | Kindergeburtstag | eher unfreundlich | |
I/Rom/Piazza Venezia | 8900LIT / 8,90 DM | + Eis geschenkt
+ Ketchup + Mayonese + 45 Telefonminuten Inland |
freundlich und hilfsbereit | Pommes pappig | |
Gr/Athen/28. Oktober | 1150 DR / 9,00 DM | nur Maxi
+ Ketchup + Mayonese |
das wohl schönste Lächeln
Pommes gut durch |
Pommes zu salzig | Der Knabe, der hier putzt macht überhaupt keine Pause - daher
wirklich sehr sauber.
McDo wird hier auch als Cafe genutzt - viele Nur-Kaffee-Trinker |
I/Bologna/am HBF (nicht im HBF) | 8900LIT / 8,90 DM | - | die wohl größte Portion Pommes | sehr dreckig | |
Hu/Budapest/Moskauer Platz | 529FT / 4,30 DM | kein MAXI-Menü | Pommes ohne Salz
kein Ketchup o. Mayo |
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CZ/Prag/Wenzelsplatz | 996 ZC / 5,20 DM | Cola: 0,8l anstatt 0,5l | Pommes gut durch
sehr sauber |
kein Ketchup o. Mayo | Hier putzen sogar 2 Personen |